Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Viterbo – Der mittelalterliche Viertel San Pellegrino von Viterbo ist ein Juwel, der etwas abseits vom pulsierenden Zentrum der Stadt liegt. Der Name beinhaltet die Präsenz der antiken Via Francigena, die Pilgerstraße, die nach Rom führte. Brunnen, Steintreppen, Balkons und bogenförmige Formen: Dieser Viertel im Herzen der Tuscia (so wird die Provinz von Viterbo genannt) ist ein lebendiges Beispiel mittelalterlicher, reicher Architektur. Hier lebten (und vielleicht leben noch) Menschen, die es sich leisten konnten schöne Häuser bauen zu lassen, dessen Harmonie durch die Jahrhunderte erhalten geblieben ist. Ärmere Wohnungen findet man auf die Straße des Pellegrino (Via del Pellegrino, also nicht San – Heiliger Pellegrino), aber hier bezeugt eine Marmorinschrift, wie ein Gebäude von einem Herr Guido und seiner Frau Diletta als Pilgerherberge der Gemeinde geschenkt wurde. Auf der Tafel steht auch eine Art Fluch für diejenige, die eine andere Benützung davon machen würden. Die Abkürzung des Namen Christi IHS steht auf verschiedene Häuserfassaden und auch wenn die offizielle Etappe der Via Francigena auf die Piazza del Plebiscito anfängt, ist die kleine Kirche, die Chiesa del Gesù, mit ihrer schlichten Steinfassade ein viel geeigneter Startpunkt für einen Spaziergang durch Viterbo, der auf verschiedene Ebene der Geschichte zu erleben ist.
Bildergalerie: Viterbo und der Viertel San Pellegrino
Der Aufenthalt von Papst Alessandro IV. (1257) hat in Viterbo den imposanten Palazzo dei Papi mit der schönen Loge hinterlassen. Andere Päpste lebten bis 1281 hier. Der kulturelle Erbe der Stadt kann man auch im Stadtmuseum (Museo Civico) bewundern. Neben etruskischen Sarkophagen mit Skulpturen der Verstorbenen und Funden aus der Römerzeit kann man die Madonna des Vitale da Bologna bewundern, deren Jesuskind sich den frommen Stiftern zuwendet, ohne seine Mutter anzublicken. Wegen ihrer unendlichen Farbschattierungen betrachtet man die Pietà des Sebastiano del Piombo als ein Meisterwerk des 16. Jahrhunderts. Dies gilt auch für eine Geißelung Jesu aus der gleichen Zeit. Bemerkenswert sind 56 Entwürfe für den 30 m hohen und vier Tonnen schweren, kunstvollen Turm („Macchina“), der anlässlich des Fests der Heiligen Rosa (3. September) nach Jahrhunderte altem Brauch von etwa hundert Männern durch die Stadt getragen wird.
Nach Viterbo und Umgebung fährt man gerne, auch um die hervorragende Gastronomie zu kosten. Wein und Öl werden hier produziert. Eines der Anbaugebiete des Latiums für Oliven sind die vulkanischen Hügel dieser Provinz. Im erzeugten Öl erkennt man Kräuteraroma und herben, würzigen Geschmack. Das Öl des Latiums bietet die perfekte Kombination zur lokalen Küche, wie zum Beispiel zu „bruschetta“, Gemüsesuppen, oder die typische Suppe mit Kichererbsen und Kastanien, und gegrilltem Fleisch. Die Familie Leonardi produziert in Montefiascone gute Weine seit Anfang des 20. Jahrhundert und der historische Keller ist eine Visite mit anschließender Degustation wert. Dazu gehört auch Brot mit selber produziertem extranativem Olivenöl.
Um den Aufenthalt in der Nähe von Viterbo abzurunden, kann man noch die Kirche von San Flaviano besichtigen. Viele Fresken und die im Stein gemeißelten Figuren erzählen vom Leben im 11. Jahrhundert, als wenige Personen lesen konnten und man ihnen mit Hilfe von Bildern das Glauben verkündete. Oberhalb der Kirche befindet sich – ist eine Rarität – ein zweites Gotteshaus.