Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Avellino – Wie eine Schlange, die gerne in die Sonne liegt, nimmt der Fluss Calore (Wärme) in der Irpinia seinen Weg entlang des gleichnamigen Tals. Die vielen Kurven ermöglichen, dass das Wasser im Sommer die Hitze aufsaugt und sich so noch mehr an seinen Namen anpasst. Dörfer mit poetischen Namen wie Torre le Nocelle, Mirabella Eclano, Pietradefusi, Sant’Angelo all’Esca, Taurasi befinden sich auf verschiedenen Höhen an den Ufern. Nach dem Erdbeben von 1980 wurde hier alles neu aufgebaut, doch die Ästhetik der Bauten ist oft nicht überzeugend. Auf die lokalen Traditionen wurde hingegen nie verzichtet. “Dies hier ist das typische Aussehen eines Dorfes in der Irpinia:“, erzählt amüsiert Antonio Cefalo, der junge Miteigentümer mit seinem Vater des Bauernhofs ‚I Capitani’, „eine Apotheke, die Kirche und die Männer, die sich am Sonntagmorgen vor der Bar versammeln“. Torre le Nocelle, leidet wie andere Ortschaften unter der Präsenz von vielen Autos, aber sobald man den Dorf verlässt, bewegt man sich in einer ruhigen, hügeligen Landschaft. Als ich das Weingut von ‚I Capitani’ erreiche, erkenne ich, dass dies der ideale Ort ist, um einen Großteil des Calore-Tal zu bewundern. Am Anfang des Frühlings sind die Weinberge noch kahl: Der Blick schweift über eine harmonisch gepflegte Natur. Der Wind ist ein angenehmer Begleiter auf dieser Art Terrasse oberhalb des Tals. Die Familie Cefalo hat das Mittagessen vorbereitet. “In der Irpinia ist Essen ein sehr ernstes Thema “, erklärt Assunta, während sie die Teller mit hausgemachten Ravioli füllt. „Es geht nicht nur um eine Frage der Echtheit, sondern auch um die fundamentale Rolle, die die Nahrung in unserem Alltag hat”. Der weiße „Faius“, der die Pasta begleitet, hat den intensiven Charakter der Rotweine und die Mineralität der Weißweine. Der Weinanbau in der rauen Landschaft der Irpinia ist nicht leicht, doch mit kontinuierlicher Arbeit erreicht man hervorragende Ergebnisse. Der junge Antonio ist mit seiner Begeisterung für den Weinanbau der beste Zeuge, dass die Produktion auch eine Zukunft haben wird.
Ein Unternehmen, das neben hervorragenden Weinen den Besuchern auch die Schönheit des Designs anbietet, ist der Feudi di San Gregorio mit den Keller von Sorbo Serpico. Die Fässer, in denen die ausgezeichnete Weine reifen, sind unter schönen Gewölben eingeordnet. Der Gang zwischen den Fässern endet vor eine Glaswand, die einen Blick auf die Berge am Horizont bietet. Jedes kleinste Detail ist gepflegt, und der “Fiano di Avellino 2011” mit seinem Duft und seinem Aroma bezeugt die Suche des Feudi di San Gregorio nach Harmonie. Pierpaolo Sirch, Managing Director und Winzer, erklärt, wie er sich seinen besten Aglianico vorstellt: ein eleganter Wein mit geringerem Tannin-Geschmack. “Mit Tannin”, sagt er, „wehren sich die Pflanzen gegen die Attacken der Insekten. Guter Wein muss deshalb nicht nur im Keller kreiert werden, sondern vor allem in den Weinbergen, indem man die Reben im richtigen Moment schneidet und die Erde pflügt”.
Firmenpräsident Antonio Capaldo will die heutige Exzellenz-Stufe noch überholen. “Ich denke an ein Wein, der aus der Flasche eine Geschichte erzählen kann”, sagt er und trinkt dabei ein Glas Taurasi. “Mein Projekt sieht die Herstellung kleiner Mengen Wein vor, von allen Sorten und von verschiedenen Jahrgängen Aglianico der Gegend, die nachher nach der Solera-Methode zusammengestellt werden”. Schmackhafte kulinarische Innovationen kann man in der Zwischenzeit im Restaurant Marennà beim Feudi di San Gregorio erleben.
Am Abend fahren wir wieder ins Calore-Tal zurück. Von den Dörfern sieht man nur die Lichter, die die Hügel wie eine Girlande erhellen. Auf dem Grundstück des Winzers Tenuta Cavalier Pepe befindet sich ein Restaurant mit Aussicht. In La Collina ist ein Abendessen mit den Weinproduzenten der Gegend angesagt. Die Flaschen werden auf dem Tisch aufgereiht, während des Essens haben die Winzer die Möglichkeit zu Erzählungen. Milena Pepe ist in Belgien geboren, wo ihr Vater gearbeitet hat. Ihr Zuhause ist nun aber das Land, auf dem die Reben des Familiengutes reifen. Auch die Familie Di Marzo hat solide Wurzeln in der Irpinia, und der Sohn Ferrante hatte bei der Wahl zwischen Paris, wo er arbeitete, und dem Dorf Tufo, wo die Di Marzo einen historischen Keller besitzen, keinen Zweifel. In den Weinbergen von Borgodangelo ist die Tradition der Wegweiser, die junge Generation fügt neues Wissen und Leidenschaft hinzu. Die Zukunft in der Irpinia ist jung, aber reift wie guter Wein im Laufe der Jahre.
Info: Feudi di San Gregorio Loc. Cerza Grossa – Sorbo Serpico (Avellino) www.feudi.it www.taurasivendemmia.it I Capitani Via Bosco Faiano – Torre le Nocelle (Avellino) www.icapitani.it Tenuta Cavalier Pepe Cavalier Pepe Via Santa Vara – Sant’Angelo all’Esca(Avellino) www.tenutacavalierpepe.it Borgodangelo Contrada Bosco Selva – Sant’Angelo all’Esca www.borgodangelo.it © Copyright TidPress