Text und Fotos: Redaktion TiDPress
Rom – Die mit Fresken bemalten Räume der Villa Farnesina, einem Meisterwerk der römischen Renaissance, erzählen die Allegorie einer Liebe. Die des Hausherrn, des Bankiers Agostino Chigi, für die schöne und charmante Francesca Ordeaschi, eine Venezianerin bescheidener Herkunft. In der Loggia, die sich zum Garten hin öffnet, stellte Raffael die Anrufung der Götter dar: Psyche, die zu Unrecht von Venus verfolgte Jungfrau von außerordentlicher Schönheit, steigt auf den Olymp, wo sie von den Göttern willkommen geheißen wird. Die Hochzeit von Amor und Psyche (symbolisch die von Augustinus und Francesca) stellt die Krönung des Zyklus dar.
Doch in den Räumen der Villa Farnesina schwebt der Atem einer anderen großen Liebe: der von Raffael für die Fornarina, die junge Tochter eines Bäckers. Um die Arbeit fortzusetzen, brauchte der Maler die ständige inspirierende Anwesenheit des Mädchens, das in der Nähe wohnte. Der Bankier, der die Fresken in Auftrag gegeben hatte, realisierte dies und erlaubte der Fornarina, sich vorübergehend in der Villa aufzuhalten.
Liebe und Erotik stehen im Mittelpunkt der Loggia di Galatea und des Hochzeitssaals. In der Loggia lässt Raffael Galatea in einem aus einer Muschel gefertigten Streitwagen von Delfinen über das Wasser ziehen. Den Hochzeitssaal, der die Frischvermählten Agostino und Francesca aufnahm, ziert ein Fresko Giovanni Antonio Bazzis. Der Freskenzyklus des als Sodoma bekannten Künstlers beruht auf einer Idee Raffaels und zeigt die Hochzeit von Alexander dem Großen und Roxane.
Liebe ist der rote Faden während des Besuchs der Villa, die Agostino Chigi als Ort des Vergnügens wünschte. Aber es gibt noch ein weiteres sehr wichtiges Thema: die Natur. Die Farnesina ist von einem wunderschönen italienischen Garten umgeben und um Kontinuität zwischen innen und außen zu schaffen, wurde die Eingangsloggia von Raffael in eine Pergola verwandelt, in der viele Pflanzen aus der Neuen Welt vertreten sind, um die Besucher zum Staunen zu bringen. Hier zeigt der Künstler eine tiefe Kenntnis der Botanik.
Das Ende der Liebesgeschichte der Gastgeber ist tragisch. Der Bankier stirbt 1520 kurz nach seiner Heirat und seine Frau, Erbin eines immensen Vermögens, folgt ihm einige Monate später ins Grab. Mord durch Vergiftung wird angenommen.
Acht Jahre später, zur Zeit der Plünderung Roms durch die Soldaten Kaiser Karls V., begab sich ein Soldat in den Sala delle Prospettive, wo Augustinus und Francesca 1519 ihr Hochzeitsbankett abgehalten hatten. Ihn reizte die Darstellung der Perspektive, eine der ersten in der Geschichte der Malerei. Zwischen vier falschen Säulen sieht man die Kirchen und die Häuser der Ewigen Stadt sowie im Hintergrund die römische Landschaft und die Dörfer des Latiums auf den Hügeln. Auf den bunt bemalten Himmel über der Stadt schreibt der Soldat in gotischen Schriftzeichen eine ironische Phrase.”1528 – Was sol ich schreiben und nit lachen die Lanzknecht habenn den babst lauffen machen.”
Villa Farnesina
www.villafarnesina.it http://vcg.isti.cnr.it/farnesina/loggia/