Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Florenz – „Ciao Luchino”, grüßt ein Fußgänger mit unverwechselbar florentinischer Aussprache den Besitzer der „Fiaschetteria“ (Weinstube) in der Via dei Serragli. Ich befinde mich im Herzen des sogenannten Oltrarno, am linken Ufer des Flusses. Im malerischen Stadtteil Santo Spirito hat vor einer Stunde die spannende „Florence Sunset Food Tour“ begonnen. Eine Gruppe von Gourmet-Touristen wird von einer netten Dame durch die Stadt geführt, und anstelle von Monumenten und Museen stehen leckere Halte in einem Delikatessengeschäft, in Weinstuben, einer Bar und natürlich einer „Trattoria“ auf dem Programm. Die Atmosphäre bei Luchino (Luca auf Italienisch) ist sehr gelassen. Weiß- oder Rotweine füllen die Gläser. Der Rote ist ohne Zweifel ein Chianti. In kleinen Terrakotta-Behältern wird Panzanella serviert, also Brot mit Tomaten und Trippa alla Fiorentina. Innereien wie Trippa (Pansen) und Lampredotto (Lapmagen des Rindes) haben in Florenz immer Hochsaison; unsere Führerin erklärt, man sei kein echter Florentiner, wenn man diese Spezialitäten nicht liebe. Als Besucher der Stadt kann man zwar darauf verzichten, falls man solche Speisen wirklich nicht mag. Doch einer der Pluspunkte dieser sehr gut organisierten Tour ist die Echtheit, die man in einem angenehmen Ambiente genießt.
In „La Vecchia Maniera“ werden Speisen wie in alten Zeiten serviert. Die Rezepte der Großmutter ermöglichen es zum Beispiel, einen hervorragenden „fiore fritto“ (frittierte Zucchiniblüte) zu probieren, die man auch bequem unterwegs in einer Papiertüte essen kann. Hervorragend schmecken Trüffel-Käse und Salami des Feinschmeckerladens „Sandro & Ivana“, ebenso geröstete Brotscheiben mit Lardo di Colonnata beim „I Vinaino“. In dieser Weinstube kann man sich selber Wein vom Fass einschenken: Die florentinische Tradition des „vino sfuso“ (offener Wein) fand in der Vergangenheit auch direkt auf der Straße statt. Noch heute ist möglich zu sehen, was von den „buchette del vino“ (Weinlöcher) an den Fassaden einiger Gebäuden übrig geblieben ist. Im Restaurant „I Raddi“ wird das Steak nach florentinischer Art (fiorentina) serviert, aber bevor man sich zu Tisch setzt, muss man lernen, wie man diese Spezialität richtig zubereitet.
Die Sonne färbt den Arno mit einer bezaubernden rosa Farbe. Die „Florence Sunset Food Tour“ hat kurz davor mit Vin Santo und Cantucci auf dem Santo Spirito Platz geendet. Die Touristen schauen zum Fluss herunter, die Ponte Vecchio-Brücke scheint zum Greifen nah: Florenz ist so voller Geschichte, dass es schade ist, nur als Besucher hierher zu kommen. Nach dieser Food Tour ist man sicherlich ein bisschen mehr Florentiner geworden: ein Geschenk der Stadt, das man nicht leicht vergessen wird.
Info:
Die „Florence Sunset Food Tour“ wird von Eating Italy organisiert. Für Vegetarier ist eine leichtere Version möglich: der Geschmack bleibt dasselbe.
Eating Italy organisiert auch in Rom interessante geführte Gourmet-Wanderungen durch die Ewige Stadt. Die Führungen sind in englischer Sprache.
http://www.eatingitalyfoodtours.com