Text: Elvira D’Ippoliti
Das Schöne an einer Feriendestination ist, dass sie sich immer neu präsentieren kann. Der Teil des Gardasees, der sich in der Region Veneto (Provinz von Verona) befindet, hat eine solche Vielfalt an natürliche und kulturelle Schätze, dass man sich nicht nur am Strand sonnen sollte. Von der Spitze des Monte Baldo (1700 Meter) blicke ich hinunter auf das Blau von See und Himmel. Die hohe Lufttemperatur hat den Ausblick mit einem leichten Nebel geschmückt, der alles noch faszinierender erscheinen lässt. Einer der Schwärmer vom Paragliding kniet auf dem Boden und scheint zu beten, bevor er über den See zu „fliegen“ beginnt. Ich genieße lieber einen ruhigen Spaziergang durch diesen „Garten Europas“, wo zahlreiche Pflanzen und Blumen wachsen, die man anderswo nur selten sieht. Sechzig verschieden Orchideenarten an erster Stelle, aber auch Edelweiß, Windröschen und rote Lilien. Auch wenn ich auf meinem Weg weniger auffallende Blümchen erblicke, schätzte ich meinen Spaziergang sehr und denke mir in der Zwischenzeit eine ganz persönliche Route durch diese Gegend aus.
Von meinem hohen Standpunkt aus kann ich idealerweise nach unten abgleiten und die Schönheit, die mich umgibt, genießen. Mit der Seilbahn „Funivia Malcesine – Monte Baldo“ fahre ich wieder in Richtung See. Die Drehkabine ermöglicht mir, einen 360-Grad-Blick auf den Berg und den See zu haben. Der frische Wind weht durch die kleinen Fenster an der Kabinendecke hinein. Weit weg erscheinen mir die bunten „Flügel“ der Paragliding-Fans, die wie Federn im Himmel in kreisförmige Bewegungen die Wiese am Seeufer erreichen. Für die Mittagspause wähle ich das Restaurant des „Circolo velico Malcesine“, das den vielsagenden Namen „Via col vento“ hat. Der „Ora“ weht ab 13 Uhr, nachdem ich einen Teller leckere hausgemachte „Bigoli“-Nudeln mit Sardellen aus dem See geschlemmt habe, heftig und angenehm.
Die Erkundung der Gegend setzte ich in einigen hoch gelegenen Ortschaften wie Albisano di Costermano und San Zeno di Montagna fort. Hier atmet man die ruhige Atmosphäre der Dörfer, die das Privileg haben etwas schwieriger zu erreichen zu sein auf. Schöne Aussichtterrassen lassen mich neue Blickwinkel auf dem See bewundern, dessen Wasserfläche in Richtung Süden durch den Fluss Mincio ein neues und schmaleres Aussehen bekommt. Mit seiner Festungsmauer scheint die Stadt Peschiera del Garda darauf aufzupassen, dass der Fluss Mincio nicht zu viel Wasser mit sich wegführt. Für die Besucher ist es sehr angenehm durch die Gässchen spazieren zu gehen, einzukaufen und in einer Bar eine Pause zu machen.
Mein auf Wiedersehen am Garda gibt mir eine herrliche Ortschaft am Fluss: Valeggio sul Mincio. Wenn man von der Straße auf das bezaubernde „Borghetto“ schaut, hat man den Eindruck auf eine Leinwand zu blicken, wo der Maler die perfekte romantische Atmosphäre dargestellt hat: das Rauschen des Wassers, die Mühlen (in denen man übernachten kann), die alten Häuser, alles umgeben von einer üppigen Natur, die viel Kraft ausdrückt. Doch wem die natürliche Energiequelle nicht genug ist, sei ein Besuch im Restaurant „Alla Borsa“, im neueren Teil der Ortschaft, sehr empfohlen. Hier erlebt man die echte Atmosphäre der guten traditionellen italienische Küche. Mit einem unverzichtbaren Pluspunkt: Die hausgemachten Tortellini, die hier „Liebesknoten“ genannt werden. Ein unglaublich dünner Nudelteig wird mit Geschick von der Besitzerin Nadia, mit Schmorbraten gefüllt und zu einem Liebesknoten geschlossen. Jeden Morgen werden die Tortellini mit Leidenschaft vorbereitet und was auf mit Butter und einem Hauch Salbei auf den Teller kommt, ist echte Poesie.