Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Taormina – Die Eröffnungsfeier des 67. Taormina Film Fests hat in der bezaubernden Kulisse des antiken Theaters stattgefunden. Blau, violett und rot wurden die hohen Steinmauern und die Säulen mit modernen Lichtquellen gefärbt. Eine magische Atmosphäre, die zur perfekte Einstimmung auf Magie des Kinos beigetragen hat. Man kann diese 67. Ausgabe des „Taormina Film Fest“ auch als die erste ansehen: Die Pandemie hat unseren Lebensstil tief verändert und wir sind nicht mehr gewohnt Filme auf der Leinwand zu betrachten. Die kleinen Bildschirme von Smartphone und Computer sind nicht die richtigen Medien, um einen Film anzuschauen. Das „Taormina Film Fest“ ist auch dies: ein neuer Anfang, um während eines Films zu träumen und dieses Erlebnis mit anderen Personen (trotz notwendiger Einschränkungen) zu teilen.
Auf dem Programm dieser 67. Ausgabe des „Taormina Film Fest“ stehen außer den im Wettbewerb für die „Cariddi“ konkurrierenden Filmen auch Buchvorstellungen und Debatten, die das Thema der Filmwissenschaft als erfolgreiche Tourismus-Förderung erörtern. Taormina stellt für diese Gelegenheit all seinen Charme bereit. Der malerische Corso Umberto wurde zu Ehren des „Taormina Film Fest“ mit einer schönen Installation geschmückt. Die Fußgänger schauen verwundert auf eine sich im Wind bewegenden „Decke“, die aus unzähligen goldenen und silbernen Streifen, die wie alte Filmstreifen aussehen, realisiert wurde. Während der Eröffnungsfeier wurde auch aus einem Buch von Leonardo Sciascia vorgelesen, in dem der sizilianische Schriftsteller vom ersten Kino in seiner Stadt erzählt. Die Zuschauer waren damals sehr lebhaft und haben die Handlung auf der Leinwand laut kommentiert. Die Filmstreifen, wie im schönen Film von Giuseppe Tornatore „Cinema Paradiso“, der die Geschichte der Kinos in Sizilien erzählt, waren ein fast magisches Element der Filmwelt. Auch bei einem Spaziergang durch Taormina kann man sich auf diese Magie freuen.
Zum „Taormina Film Fest“ gehört auch das Ritual des Aperitifs. Vorzugsweise auf einer Aussichtsterrasse mit herrlichem Blick auf das Meer und dem zurzeit unruhigen Ätna. Viele italienische Schauspieler waren gestern Abend auf der Terrasse des Restaurants „La Baronessa“. Es waren die Darsteller des ersten Films, der nach der Eröffnungsfeier im antiken Theater vorgeführt wurde. „The Boys“ erzählt die Geschichte von vier Sechzigjährigen, die sich als junge Männer zu einer erfolgreichen Rockband zusammengefunden haben. Das Leben hatte sie alle in verschiedene Richtungen geführt, aber einer von ihnen, hatte die Idee seine finanziellen Schwierigkeiten mit einem Vertrag zu lösen, wobei ein Rapper eines ihrer Lieder auf seiner Weise interpretiert. Ein schöner Film, der nach dem Motto „Rock Will Never Die“ zeigen will, wie man jung bleiben kann, wenn man eine Leidenschaft hat. Die Musik des Komponisten Mauro Pagani ist mitreißend und dieser Film ist meiner Meinung auch eine Einladung, sich wieder in den Spielfilm auf der Leinwand zu verlieben, in der Hoffnung, dass wir nicht mehr darauf verzichten müssen.