Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Rom-„Erinnere dich, dass du nur ein Mensch bist“. Diese Worte wurden Cäsar von einem Diener wiederholt, der sich hinter den Herrscher auf den Karren des Siegers während der Triumphzüge platzierte. Groß war Cäsars Macht und wunderbar der Stadtteil, den er erbauen ließ: das Cäsarforum. In einer milden sommerlichen Nacht (aber die Besichtigungen sind bis Ende Oktober möglich) sorgt die Beschilderung, die auf die Großartigkeit dieser Epoche hinweist, während man neben den Ruinen spazieren geht, für Emotionen. Rom hat sich seit damals tief verändert, und um mit Cäsar Kaiserforum in Kontakt zu kommen, muss man erst eine Treppe hinunterlaufen. Die Via dei Fori Imperiali besteht bis in die Gegenwart, auch wenn am Abend dank des Verbots privaten Verkehrs auf der Straße, die die Piazza Venezia und das Kolosseum verbindet, relativ wenig los ist. Wir sind im Jahr 54 v. Chr. angelangt; zeitgenössische Technik hilft uns mit Kopfhörer und einer Tonaufnahme (auch in deutscher Sprache) Teile dieses Universums zu spüren. Ein Tunnel, der die Via dei Fori Imperiali unterirdisch überquert, führt uns von der Trajanssäule zum Forum. Die Geschichte der Ausgrabungen der antiken Ruinen in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts wird auf die kahlen Wände des Tunnels projiziert. Neben dem technologischen Einsatz des Kopfhörers sind die Videos, die die noch stehenden Monumente als Leinwand benützen, und die Lichter, die Teile der Ruinen erhellen, Hauptdarsteller des Spaziergangs.
Eine zum Ruhm Roms passende Musik begleitet uns durch die verschiedenen Stationen. Unter den Bögen des Cäsarforums wurde viel verhandelt, aber schön ist es auch, Zeichnungen von Schüler zu sehen, die in der Nähe schreiben lernten. Dramatisch sind die Bilder von der Ermordung Cäsars, die auf der Fassade der erhaltene „curia“, des Gebäudes, wo sich die Senatoren versammelten, zu sehen sind. Weißes Licht erhellt die noch hochragenden Kolumnen. Die Stimme im Kopfhörer erzählt weiter, aber die Emotionen kommen vom Ambiente.
Der zweite Streifzug durch die Antike findet im Augustusforum statt, das sich direkt vor der „curia“ befindet. In diesem Fall sitzt man auf Holzbänken und hört, immer mit Kopfhörer, die Geschichte des ersten Kaisers Roms. „Ich habe eine Stadt mit vielen Ziegen vorgefunden und sie in eine Marmor-Stadt umgewandelt“, wird Augustus zitiert, während die noch erhaltene Wand, wo der imposante Tempel stand, als Leinwand dient. „Direkt hinter dieser Wand“ wird erzählt, „gab es weder Riesenstatuen noch Säulen oder bunte Marmorböden. Dahinter lebte das Volk, und als der große Brand von Rom geschah, versuchten sich die verzweifelten Menschen in den Tempel zu retten“. Die Luft ist an diesen Abend angenehm frisch, der Mond hat fast seine Fülle erreicht. Rom ist mit seinen Pinien, den barocken Kuppeln und den Ruinen der Antike faszinierend. In den Ausgrabungsstätten ist alles gut erhalten und extrem sauber. Man kann nur staunen – und dieser schwierigen, ewigen Stadt noch zukünftige Chancen geben.
Info:
„Viaggio nell’antica Roma. Due storie due percorsi“
Bis 12.November 2017
Foro di Augusto. Jeden Abend; Dauer: 40 Minuten
Foro di Cesare. Jeden Abend; Dauer: 55 Minuten
www.viaggioneifori.it