Text una Fotos: Paolo Gianfelici

Monselice (Padua) – Der Besuch des Schlosses ist ein sehr aufregendes Erlebnis. Der hämmernde Klang der Trommeln breitet sich bei Sonnenuntergang durch die Frühlingsluft aus. Die Vertreter aller Stadtteile, gekleidet in mittelalterliche Gewänder, huldigen dem Ortsherrn, der von seinem bewaffneten Gefolge eskortiert wird. Der Mann hat ein dunkles und finsteres Gesicht, der Kopf ist von einer Kapuze bedeckt, und er trägt ein riesiges Schwert an der Hüfte. Die Türen des Schlosses öffnen sich: Ich werde eingeladen einzutreten. Meine Zeitreise beginnt. Begleitet werde ich von einer kleinen Menschenmenge, die mittelalterliche Kleider und Schuhe tragen. Ein junges Paar unterhält sich in der Nähe der Kirchentür, zwei Mädchen stehen auf einer Treppe, ein Mann führt einen Hund einer mir unbekannten Rasse aus. Seine lange Leine besteht aus einem Hanfseil. Sie scheinen beide aus dem Nebel der Zeit gekommen zu sein, aber sie sind die heutigen Einwohner von Monselice, die, wie ihre Vorfahren im 14. Jahrhundert, gerne ein paar Stunden leben.

Ich gehe in die oberste Etage, um in der Atmosphäre des Mittelalters weiterzuleben. Dies waren die Wohnungen der Adligen des Schlosses, das heute im Besitz der Region Venetien ist. Das Schloss wurde mit großer Sorgfalt rekonstruiert und mit antiken Möbeln eingerichtet. Das Schlafzimmer des Herrn ist ein riesiger offener Raum und umfasst den Schlaf- und Wohnbereich. Hier wurden Geschäfte diskutiert und die Höflinge empfangen. Die Frau wohnte in der gegenüberliegenden Wohnung, die durch einen langen und breiten Korridor getrennt ist. Im Korridor öffnen sich die Zimmer der Gäste und der anderen Familienmitglieder. Der Ehrensaal und die Küchen runden den Besuch ab.

Als ich das Schloss verlasse, ist der Innenhof fast leer. Es ist Zeit für das Abendessen, die Bewohner der Stadt sind in ihren mittelalterlichen Kostümen wieder nach Hause gegangen. Die beiden Mädchen, die ich schon bemerkt hatte, haben es nicht eilig: jetzt stehen sie am Brunnen und plaudern weiter. Ich würde auch als ein venezianischer Patrizier und Gast des Burgherrn hierbleiben.

n der Mitte des Brunnens des zeitgenössischen Architekten Mario Botta wurde ein symbolischer Olivenbaum gepflanzt. Von hier aus bewundert man die Schätze von Monselice: die ehemalige Kirche von San Paolo, in der sich das Stadtmuseum befindet, und die schöne Piazza Mazzini mit dem Stadtturm und dem Palazzo von Monselice mit der Loggetta. „Origini“ ist eine moderne Kneipe auf dem Platz, wo ich die „cicchetti“ zu einem Glas Wein, der hier „ombra“ (Schatten) genannt wird, koste. Am besten schmecken die Fleischbällchen vom Rind mit Soße, der Kabeljau nach dem typischen Rezept von Vicenza mit gebratener Polenta und der Crouton mit lardo und Kräutern. Der weiße Colli Euganei Doc ist der richtige Wein zu den kräftigen Aromen der „cicchetti“.

Nach dem Aperitif begebe ich mich zum Abendessen in das Restaurant Villa Contarini, eine venezianische Residenz aus dem 16. Jahrhundert, die mit Stuckarbeiten und riesigen antiken Kronleuchtern aus polychromem Muranoglas geschmückt ist. Ich halte auf der Brücke über den kleinen Fluss Bacchiglione. Der Stadtturm ist weit entfernt, aber er projiziert ein klares und helles Bild auf das Wasser. Bei dieser Sicht wird mir klar, warum die Einwohner von Monselice ihre freundliche und anmutige Stadt so lieben.

Schloss Monselice www.castellodimonselice.it

IAT Monselice Palazzo della Loggetta www.monseliceturismo.it

Jedes Jahr im September findet in Monselice das Turnier der Rocca statt. Die neun Bezirke der Stadt beteiligen sich mit jeweils drei Pferden am Quintana-Wettbewerb. Die Veranstaltung endet mit einer Parade mit mehr als 1200 Menschen in Kleidern aus dem 14. Jahrhundert.

Regionalpark der Euganeischen Hügel www.parcocollieuganei.com