Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Courmayeur – Eine Reihe dreieckiger Wolken stehen am Himmel direkt über dem Gipfel des Monte Bianco (4808 Meter), und es scheint, als ob die Natur diesen König der europäischen Berge krönen würde. Man muss sich ein paar Kilometer von Courmayeur (Aostatal) entfernen, um dieses Spektakel zu bewundern. In der Nähe des Dorfes Entreves, wo sich bildhübsche Häuser aneinander reihen, um anscheinend dem riesigen Berg besser zu gefallen, wurde die Talstation des SkyWay Monte Bianco konstruiert, die Emotionen verspricht (und das Versprechen hält). Unter einem kurvenförmigen Dach aus geflochtenen Eisenrohren befinden sich Schalter und Büros. Die Seilbahnkabine ist rund und gleitet leise den Berg hinunter, um mich abzuholen. Ein Teil der gläsernen Fenster öffnet sich und lädt mich hinein. Der Kabinenführer sitzt an der zentralen Säule, um die sich die Kabine beim Fahren langsam dreht. Die Tür wird geschlossen und nach ein paar Sekunden haben wir schon die feste Erde tief unter uns gelassen.
Der SkyWay ist ein Juwel der Technologie, aber was mich am meisten beeindruckt, ist die Schönheit der Landschaft. Berge, das wird mir hier plötzlich klar, sind wie Menschen: Einige haben eine solch starke Persönlichkeit und ein mitreißendes Charisma, das man sie nie vergessen kann. So ist der Monte Bianco. Hier ist jeder Stein am richtigen Platz, und die Bäume scheinen wie von einen Architekten genau dort angepflanzt geworden zu sein, wo sie mit ihrer Präsenz zum Aufrunden des Ganzen mitwirken. Die Seilbahn „fliegt“ leise über diese Schönheit, und als wir die Zwischenstation, den Pavillon du Mont-Frety (2173 Meter) erreichen, würde ich gerne wieder runterfahren, um dieselbe Strecke aus anderer Perspektive zu erleben. Im eleganten und raumschiffartigen Ambiente hat auch ein Restaurant Platz gefunden, und ich kann eine Mittagspause mit lokalen Leckerbissen wie Polenta mit Fontina und Steinpilze genießen. Die Cave Mont Blanc produziert in Morgex, in der Nähe von Courmayeur, die exzellenten Weine ihrer Mitglieder, die alle kleine Weingelände besitzen. Mit einer Besonderheit: Hier sind auch nach der Plage der Phylloxera die echten Wurzeln geblieben. Die Rebsorte Blanc de Morgex et de La Salle reift hier auf dieser Höhe mit klassischer Methode zum Schaumwein „Cuvée des Guides“.
Der zweite Teil des schwebenden Parcours bringt mich in der Nähe des Gipfels auf die Punta Helbronner (3466 Meter). Von der Panorama-Terrasse scheinen alle Berge zum Greifen nah. Man verliert sich in dieser Vielfalt von Riesen, die aus der Erde mit solcher Kraft herausragen, dass man denken kann, der ganze Planet könnte nur aus Bergen bestehen. Der „Zahn des Giganten“ ist ein Felszacken, der sich wie ein Seiltänzer bewundern lässt. Die Krone aus Wolken hat sich in der Zwischenzeit in einen weißen, undurchsichtigen Schleier verwandelt, der gerade die Spitze Seiner Majestät, des Monte Bianco, umhüllt: Die faszinierende Innenarchitektur des höchsten SkyWay Gebäudes erscheint aber nun wie verwandelt durch die Extravaganz des Riesen, der sich irgendwann wieder zeigen wird.
Info:
Die Seilbahn SkyWay
www.montebianco.com
Centro Servizi Courmayeur
www.courmayeurmontblanc.it