Text und Fotos: Redaktion TiDPress
Rom – Die schöne Ausstellung in den Trajansmärkten „Napoleone e il mito di Roma“ (Napoleon und der Mythos Roms, bis 30. Mai 2021) bietet viele Hinweise, um die Frage zu beantworten: Wie hätte Rom ausgeschaut, wenn es weiterhin die zweite Hauptstadt des französischen Kaiserreiches gewesen wäre? Tatsächlich war es dies von 1809 bis 1814. Sicher ist, dass sich der Kaiser sehr für die Ausgrabungen um die Trajanssäule interessiert hat. Die Idee, an die glorreiche Vergangenheit des römischen Reiches anzuknüpfen und den französischen Lebensstil in die Ewige Stadt zu bringen, kann man mit der Bewunderung, die Napoleon für das antike Rom hatte, gut erklären. Cäsar war einer seiner Mythen: Schon als Jugendlicher hatte er „De Bello Gallico“ gelesen, und während des Exils in Sankt Helena schrieb Napoleon über den römischen Feldherrn. Rom war aber viel mehr: „Ich will auch in Rom archäologische Ausgrabungen machen“, sagte Napoleon zu Canova. Im südlichen Teil des Areals, wo sich die Trajanssäule befindet, sollte ein elliptischer Platz realisiert werden. Doch neue und wichtige Funde provozierten heftige Debatten, und das Projekt, das vorher von Valadier und Camporese durchgeführt werden sollte, ging an Pietro Bianchi und wurde erst nach der Wiederkehr des Papstes und der Wiedereinführung des Kirchenstaates zu Ende gebracht
Im Jahre 1797 musste die Römischen Kurie mit der ersten Französischen Republik den Vertrag von Tolentino unterzeichnen, um die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Truppen des Kirchenstaates und denen des napoleonischen Italienfeldzugs zu beenden. Eine satirische Zeichnung, die man in der Ausstellung sehen kann, zeigt Papst Pius VI. als Katze samt Tiara auf dem Kopf, der von einem stolzen Hahn eine Handvoll ausgetrockneter Äste bekommt. Napoleon ist sicherlich eine komplexe Figur; die römische Ausstellung hat den Vorteil, sich gerade auf dem Terrain zu befinden, wo er seinen Mythen begegnet ist. In einem aus Spiegeln gebauten Ambiente inmitten des Museums, hört man auf italienisch eine Stimme, die ungestüme Aussagen Napoleons wiedergibt. An einem Ende stehen drei Büsten des Kaisers, die anscheinend nachdenklich die Landkarte seines König- und Kaiserreiches betrachten: Es war groß und beeindruckend, aber in dieser Ausstellung lernt man mehr die schwächeren Seiten von Bonaparte kennen.
Napoleon and the myth of Rome | Mercati di Traiano Museo dei Fori Imperiali