Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Padua – Die Fresken wurden von 1303 bis 1305 gemalt, aber lassen einen noch heute atemlos. Giotto arbeitete in Padua in der Kapelle der Familie Scrovegni, die diesen Namen trägt. Der daneben stehende Palazzo wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Was dem toskanischen Maler in diesem Kunstwerk gelang, ist in unserer Gesellschaft, die so an visuellen Anregungen hängt, noch verblüffender. Man steht in der Mitte der relativ kleinen Kapelle und sucht sich eines der „Bänder“ aus. Dann dreht man langsam den Kopf und hat den Eindruck, Giotto wollte schon damals in einer Art Spielfilm das Leben Christi und der Mutter Gottes schildern. Die Dame, die die Führung der Kapelle macht, erzählt die Geschichte der Familie und der Fresken. Man bewundert die bemalte Wände und die Sterne auf blauem Himmel an der gewölbten Decke. Padua zeigt eine ihrer bekanntesten Seiten, aber bei einem zweitätigen Aufenthalt kann man noch viele andere Schönheiten der Stadt erkunden.
Um beim Thema Fresken zu bleiben, kann man danach die Taufkapelle des Domes besuchen. Auf der Decke der Kuppel sind in konzentrischen Reihen Köpfe von Heiligen um die zentrale Figur Christi gemalt worden: Auch in diesem Falle scheint die optische Lösung sehr modern. Im riesigen Saal des Palazzo della Ragione sind die Wände mit dreihundert Szenen zum Thema Astrologie bedeckt. Dieser Ort ist auch der ideale Übergang, um die wissenschaftliche Berufung der Stadt zu entdecken. Den historischen Sitz der Universität, die hier „il Bo“ genannt wird, kann man besichtigen. Viel Geschichte enthalten die Säle, aber was am meisten beeindruckt, ist der originale Stil der Innenarchitektur von Giò Ponti, der eine zeitlose, schlichte Eleganz ausdrückt. In der Repräsentanz-Wohnung des Rektors ist jedes einzelne Element ein kleines Prachtstück: die Türen, der Fußboden, die Stühle.
Auf den Straßen von Padua kommt man mit einem munteren Lebensstil in Kontakt. An den Tischen der Kaffeehäuser, wie der Café Pedrocchi, sitzt man gemütlich und schaut sich um. Eine ruhige Straße schlängelt sich in Richtung Prato della Valle: Dieser harmonisch gestaltete Platz ist mit dem Moskauer Roten Platz einer der größten Europas. Den kreisförmigen Kanal, dessen beide Ufer mit Statuen geschmückt sind, kann man auf einer der vier Brücken überqueren. Auf dem Wasser spiegeln sich die Fassaden der schönen Palazzi im venezianischen Stil. Die naheliegende Basilika S. Giustina ist ein Triumph von Kuppeln, wie auch die meistbekannte Kirche „Il Santo“, wo die Verehrung des Heiligen Antonius in eine wunderbare Kunst prächtiger Interieurs verwandelt worden ist.
www.veneto.eu (auch auf Deutsch) http://www.cappelladegliscrovegni.it