Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti
Pavia – Galeazzo II. Visconti, Herr von Mailand, ließ sich im Jahre 1360 im nahe gelegenen Pavia ein Schloss für seine Vergnügungen bauen. Die schöne Stadt am Fluss Ticino als ein Ort der Ruhe und der Erkundung von Kunstschätzen und der Natur angesehen werden. Die elegante, gotische Architektur des Schlosses ist der Sitz des Museo Civico, im Innenhof kann man sich wie ein Herr antiker Zeiten erholen. Die Kulisse ist sicherlich grandios, und auch wenn die Wiese nicht perfekt ist, ist es möglich unter einer Platane zu sitzen und tief aufzuatmen. Galeazzo hatte etwas mehr Grün für sich ausgedacht, denn das Gartenschloss erstreckte sich kilometerlang in Richtung der noch erhaltene Kappelle, die nichts anderes ist als die prächtige Certosa di Pavia. Im Innenhof des Schlosses kann man sich gut den Aufenthalt im 14. Jahrhundert vorstellen: Elegante Damen gehen spazieren und erfrischen sich am sprudelnden Wasser der vielen Brunnen, die Männer verbringen die Zeit mit der Jagd und reiten über die Wege des weiten Gartens. In der Gegenwart kann der Besucher sich mit den vielen Kunstschätzen der Stadt vergnügen. Zu Fuß läuft man zur zentrale Piazza Vittoria. Der mit Arkaden geschmückte Palazzo nennt sich „Broletto“; hier wurden die Gemeinde-Versammlungen abgehalten. Direkt dahinter befindet sich der Dom. Pavia ist eine wichtige Universitätsstadt, und die Präsenz der vielen Studenten färbt sie mit Energie. Am Abend treffen sich die jungen Leute im Schatten des „Broletto“ in den vielen Kaffeehäusern – es ist sehr angenehm, hier ein Glas Spumante von Oltrepò zu trinken.
Mit Steine gepflasterte Gassen führen den Besuchern bei den Erkundungen der Schönheiten von Pavia weiter. In der Basilika San Michele Maggiore, dessen Fassade aus Sandstein ein Prachtstück ist, kann man ein Mosaik bewundern: Das Labyrinth ist die Darstellung der menschlichen Suche nach Gott; die obenstehenden Figuren sind Darstellungen der Monate und der verschiedenen Aktivitäten, die dazu gehören. Ein Fresko aus dem Jahre 1522 zeigt die damalige Ansicht von Pavia: Man kann es in der Basilika San Teodoro anschauen. Die Innenstadt hat sich nicht sehr verändert, und in dieser Hinsicht kann man weiterhin die Geschichte von Pavia in ihrer Architektur suchen. Die drei hohen Türme auf die Piazza Leonardo sind das beeindruckendes Symbol dieser Gegenwart der Vergangenheit. Man geht durch Innenhöfe alter Palazzi, wo sich jetzt die Fakultäten der Universität befinden, und kommt wieder mit der Alltäglichkeit der Studenten in Kontakt.
Auch wenn der riesige Garten der Visconti nicht mehr existiert, läuft die Straße zur Certosa di Pavia zum Teil durch eine grüne Landschaft. Für die Mittagspause fällt die Wahl am besten auf das Restaurant „Locanda Vecchia Pavia Al Mulino“: Das vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnete Lokal ist diskret und elegant; die Bedienung ist nahezu perfekt. Die Küche ist die der lombardischen Tradition, mit einem Hauch Kreativität, die sie unvergesslich macht. Am Herd arbeitet die Frau des Besitzers, eine nette Dame, für die es anscheinend einfach ist, hervorragende Gerichte vorzubereiten, die an die wohlgefällige und prächtige Architektur der nahe stehenden Certosa erinnern. Der Risotto ist ein Muss, weil er in der Gegend angebaut wird, und die Version von Annamaria mit roten Rüben und Castelmagno-Käse schmeckt sehr gut. Der Seebarsch wurde delikat mit Kräutern gekocht und mit frischem Gemüse serviert. Annamaria verrät leicht ihr Geheimnis: Man muss die Zutaten kennen und sollte nur die beste Qualität aussuchen. „Ich habe ja alles von meinem Mann gelernt“, sagt sie lächelnd. Der Chef-Profi empfängt die Gäste in seiner mit Holzbalken ausgestatteten ehemaligen Mühle und schenkt ihnen eine perfekte Erfahrung des Geschmacks. Die schöne Veranda des Restaurants ist im Sommer auch am Abend besetzt. Vom Saal im Obergeschoss kann man den Blick auf die Certosa schweifen lassen.
In der Nähe von Pavia befindet sich die „Cascine Orsine“, ein Landgut mit biodynamischer Methode, wo man mit der Liebe zur Erde und den Tieren in Kontakt kommt. Aldo Paravicini Crespi, Sohn der Gründerin, führt den Reisanbau mit Leidenschaft fort. „Auf meinem Acker kann man Kamillenblumen und Mohn sehen“, erzählt er, ohne die Schwierigkeiten zu verstecken, die er bei seiner Arbeit vorfindet. Auf dem Land atmet man aber eine nahezu perfekte Harmonie. Die kleinen Kälber wohnen in separaten Häuschen, damit sie keine Krankheiten bekommen, die mit Medikamente behandelt werden, die Kühe geben Milch, die zu Käse und Joghurt verarbeitet wird, und jeder Grashalm scheint seine Heiterkeit erneut gefunden zu haben.
Info: www.paviaturismo.it Das Gebiet des Oltrepò Pavese befindet sich unweit der schönen Stadt von Pavia www.provincia.pv.it/turismo Locanda Vecchia Pavia al Mulino Certosa di Pavia www.vecchiapaviaalmulino.it Azienda Agricola Biodinamica Cascine Orsine Bereguardo (Pavia) www.cascineorsine.it