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Sardinien: eine Reise durch Geschichte, Textilkunst und Traditionen

Den Süden und das Landesinnere Sardiniens zu erkunden, bedeutet, zu den Wurzeln zurückzukehren und in eine Zeit einzutauchen, die langsamer fließt.

Sardinien: eine Reise durch Geschichte, Textilkunst und Traditionen

Text und Fotos: Marino Pagano

Sardinien – es ist bekannt, aber sollte immer wieder betont werden – ist nicht nur kristallklares Meer und idyllische Strände. Diese faszinierende Insel birgt eine Vielzahl von Kontrasten und Überraschungen und bietet weit mehr, als der Massentourismus, der in den Sommermonaten ihre Küsten bevölkert, vermuten lässt. Wer sich abseits der ausgetretenen Pfade wagt, entdeckt im Süden Sardiniens eine verborgene Seele: vergessene Dörfer, wenig bekannte Museen und eine Kultur, die tief in ihrer Jahrtausende alten Geschichte verwurzelt ist und seltene authentische Erlebnisse bietet.

Cagliari: Ausgangspunkt zwischen Geschichte und Authentizität

Unsere Reise beginnt in Cagliari, einer lebendigen und einladenden Stadt, dem pulsierenden Herz dieser Inselregion. Eine außergewöhnliche Erfahrung kann man bei einem Spaziergang durch die Gassen einer Stadt, die trotz ihrer Lage am Meer viel mehr als nur Strände zu bieten hat. Beim Durchqueren der alten Gassen, die sich zum Stadtviertel Castello hinauf schlängeln, atmet man Geschichte ein. Jahrhundertealte Befestigungen, Terrassen mit Blick auf den Golf der Engel und kopfsteingepflasterte Straßen erzählen von einer reichen, geschichtsträchtigen Vergangenheit. Die wahre Essenz von Cagliari liegt jedoch nicht nur in seiner Architektur oder den eindrucksvollen Aussichten, sondern auch in seiner Küche und der aufrichtigen Gastfreundschaft seiner Bewohner. Hier kann der Reisende lokale Köstlichkeiten genießen und eine echte Gastfreundschaft erleben, die sich deutlich von der Oberflächlichkeit vieler touristischer Orte unterscheidet. Doch die wahre Entdeckung Sardiniens beginnt, wenn man die Stadt verlässt und sich ins Landesinnere begibt, wo Hügel und Berge uralte Geheimnisse zu bewahren scheinen.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Cagliari zählt das „Exma’“ ein ehemaliger Schlachthof, der heute ein lebendiger Raum für kulturelle Veranstaltungen und Sitz von Radio X ist. Erwähnenswert sind auch die historischen und künstlerischen Hauptattraktionen, darunter die Kathedrale und das Nationale archäologische Museum, das die berühmten Nuraghen-Bronzestatuen beherbergt: greifbare Zeugnisse der geheimnisvollen Zivilisation, die einst dieses Land bewohnte. Von besonderem Interesse sind auch die Nationalgalerie, das ethnografische Museum und das überraschende Museum für siamesische Kunst, das den Besucher mit seinen Lanzen, Fächern und orientalischen Keramiken in exotische Welten führt.

Samugheo: das Reich der Textilkunst

Eine Stunde Fahrt ins Landesinnere führt nach Samugheo, ein Dorf, das die handwerkliche Seele Sardiniens verkörpert. Hier fehlt der Massentourismus, doch wer neugierig ist, dieses Gebiet zu erkunden, wird mit der Entdeckung einer Textiltradition belohnt, die auf Jahrhunderte alter Geschichte beruht. Das Textilmuseum „Murats“ ist ein kleines Juwel, das durch seine Exponate die Geschichte der geschickten Hände sardischer Frauen erzählt, die Teppiche, Wandteppiche und feine Stoffe weben. In Samugheo ist das Weben weit mehr als nur Handarbeit: Es ist eine wahre Sprache, eine Kunst, durch die das sardische Volk seine Identität ausdrückt und die Fäden seiner Geschichte und seines Territoriums verwebt.

Ich hatte die Ehre, die Ausstellung „Tessingiu“ zu bewundern, die bereits ihre 57. Ausgabe erreicht hat und in Zusammenarbeit mit Orientare Srl und dem Murats Museum organisiert wurde. Die Ausstellung ist das Aushängeschild des sardischen Textilhandwerks. Ein weiteres unvergessliches Erlebnis war der Besuch des Unternehmens, das 1981 von Mariantonia Urru gegründet wurde und im Laufe der Jahre durch die Zusammenarbeit mit renommierten Designern seine internationale Präsenz gefestigt hat. Hier spürt man deutlich die Kraft der Tradition, aber auch die Innovation: eine Verbindung, die die Anthropologie des sardischen Volkes am besten widerspiegelt, die von Hingabe an die Arbeit und einem tiefen Sinn für Würde geprägt ist.

Allai: ein Dorf, das in der Zeit stillsteht

Später komme ich in Allai an, ein charmantes Dorf, das in die Hügel der Provinz Oristano eingebettet ist. In Gegenteil zu den bekannteren Orte hat man hier das Gefühl, an einem Dorf zu kommen, an dem die Zeit stillsteht und wo nur die Jahreszeiten und die Arbeit auf dem Feld zählt. Allai ist bekannt für sein archäologisches Museum, ein kleines, aber wertvoller Schrein, der Funde beherbergt, die die lange und faszinierende Geschichte der Insel bezeugen, von den geheimnisvollen Nuraghen bis hin zu den römischen Siedlungen. Ein Besuch in diesem Museum bedeutet, in eine einzigartige kulturelle Schichtung einzutauchen, in der jede Epoche unauslöschliche Spuren hinterlassen hat. Hier ist die Vergangenheit nicht auf Vitrinen beschränkt, sondern lebt weiter durch die Erzählungen der Älteren und die Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Das Innere Sardiniens: verborgene Schönheit und lebendige Traditionen

Eine Reise ins sardische Landesinnere ist also eine Reise in eine raue und authentische Natur. Die Berglandschaften wechseln sich mit grünen Tälern ab, zwischen vom Wind geformten Granitfelsen und duftender Macchia mit Myrte und Rosmarin. Jedes Dorf ist ein Mikrokosmos voller Geschichten und Traditionen, wo Volks- und Dorffeste Momente des Teilens und der Gastfreundschaft darstellen. Hier kann man die authentischste Küche probieren, die aus lokalen Produkten besteht: das Porceddu (Spanferkel), das Pane Carasau und die Schafskäse – unbestrittene Symbole der sardischen Gastronomie – die den Besucher auf eine einzigartige sinnliche Reise begleiten.

Ein überraschendes Sardinien

Den Süden und das Landesinnere Sardiniens zu erkunden, bedeutet, zu den Wurzeln zurückzukehren, in eine Zeit einzutauchen, die langsamer fließt und von täglichen Gesten und Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden erzählt. Dieses weniger bekannte, aber nicht weniger faszinierende Sardinien enthüllt seine Schönheit langsam und denen, die die Geduld haben, über die Oberfläche hinauszublicken. David Herbert Lawrence schrieb: „Sardinien liegt außerhalb der Zeit und der Geschichte.“ Und auf dieser Reise habe ich diese Wahrheit mehr denn je gespürt. Sardinien ist eine Insel, die der Zeit trotzt und nichts anderem treu ist als ihrem tiefsten Selbst, ihren Riten, ihren alten Fäden und ihren Geheimnissen.

Orientare, seit seiner Gründung im Jahr 1996, entwickelt Dienstleistungen und Aktivitäten wie Pressereisen, die das Basiswissen erweitern, um als Informationsmultiplikator und Träger neuer kultureller Möglichkeiten zu dienen.

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