0Text und Fotos: TiDPRess
Civita – Im Sommer wechselt die Farben des Gebirges. Die gelben Frühlings-Töne des Ginsters weichen dem Rosa des Oleanders. Die „Timpa del Demonio“, Berg des Teufels, bleibt aber trotzdem drohend: Eine steile, spröde Felswand, die durch Spalten den Blick auf das ferne Meer der Sibari-Bucht frei gibt. Im Nationalen Naturschutzpark des Pollino, der Teile von Kalabrien und der Basilicata umfasst, triumphiert die Natur. Wer sportlich und abenteuerlich gesinnt ist, kommt hier auf seine Kosten: Trekking, Canyoning, Rafting und Mountainbike sind im Sommer tagtäglich möglich, während im Winter weiße Schneelandschaften einladen.
Die Bewohner dieser Gegend hatten mit der Natur ein besonderes Verhältnis. Für sie konnte vom „Berg des Teufels“ nichts Gutes kommen und um sich davon zu schützen, wurden die Häuserfassaden in Gesichter verwandelt. Die „case Kodra“ nach den albanischen Künstler Ibrahim Kodra genannt, „schauen“ die Besucher von offenen Fenster-Augen und lächeln sie mit ihren Türen-Mund an. Auch die fantasievollen Formen der Schornsteine sollten ursprünglich vor bösen Geistern schützen. Das Städtchen Civita ist eine der vielen antiken Siedlungen der Albaner, die hier auf der Flucht vor den Türken ums Jahr 1400 einwanderten.
Die „Arbëreshë“-Kultur ist noch sehr lebendig: Die Sprache hat sich im Laufe der Jahrhunderte wenig verändert, religiöse und gastronomische Traditionen blieben erhalten. Büsten vom Nationalhelden Gjergj Kastrioti Skanderbeg sind überall zu sehen. „Ihm steht der Stolz ins Gesicht geschrieben“, berichtet Angelica, die in Lungro ein Agritourismus besitzt: „Wir pflegen diesen Stolz weiter“, unterstreicht sie. Aber auch die Gastfreundschaft, wie man an der Sorgfalt sieht, mit der die Gästezimmer eingerichtet sind. Dina Cerchiara hat jahrelang als Lehrerin gearbeitet. Jetzt verwöhnt sie die Gäste im kleinen B&B „La Ginestra“ in Civita mit gestickten Handtüchern und reichhaltigem Frühstück, das sie mit frischen, typischen Produkten serviert. Der Blick auf die teuflische Bergwand gehört dazu.
Die Heimatliebe erreicht in Morano Calabro ihren Höhepunkt. Nicola Bloise litt unter der Verlassenheit seines Heimatorts. Obwohl Morano Calabro in die Organisation der „schönsten Borghi“ Italiens aufgenommen wurde, blieb ein Teil der Altstadt unbewohnt. Nicolas Projekt ist ehrgeizig. „Il Nibbio“ (Die Gabelweihe) ist Museum und Hotel zugleich, verstreut über charakteristisch restaurierte Häuser. Das Öko-Museum zeigt Schmetterlinge, Fossilien, Handwerksarbeiten und alles, was mit dem Reichtum der Bauernkultur zu tun hat. Das Hotel hat den kleinen Häusern des „Borgo“ neues Leben eingehaucht. Man wohnt in bunten Wänden in einer Collage aus Modern und Alt, die wohltuend harmonisch ist.
Info:
Comune di Civita www.comune.civita.cs.it www.parcopollino.itLe case del Nibbio – Museo Naturalistico Vico II Annunziata 11 – Morano Calabro (Cosenza)
www.ilnibbio.it