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Siziliens armer, reicher Südosten: Monumente der Antike

Siziliens frühe Vergangenheit liegt im Dunklen. Die Besiedlung durch griechische Kolonisten war der entscheidende Schritt in das Licht der Geschichte.

Siziliens armer, reicher Südosten: Monumente der Antike

Text und Fotos: Richard Brütting

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Syrakus: griechisches Theater

Syrakus – Der griechische Geschichtsschreiber Thukydides berichtete um 460 v. Chr. von Kyklopen, die einst auf der Insel hausten, sowie von Menschenfressern, den Laistrygonen, durch die Odysseus seine gesamte Flotte bis auf ein Schiff verloren haben soll. Auch die Sikuler, die Sikaner und Elmyer, die seinem Bericht nach Sizilien in der Steinzeit bewohnten, sind nur schwer fassbar. Sie haben aber gerade in Südostsizilien monumentale Spuren hinterlassen, die dem Zahn der Zeit widerstanden haben und es noch lange tun werden: Pantalica, seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörig, ist die größte europäische Nekropole. Sie umfasst etwa 5.000 Steingräber, die von urzeitlichen, von der Küste zurückgedrängten Völkerschaften mit Stein- und Bronzewerkzeugen vom 13.-8. Jahrhundert v. Chr. in die Hänge des grandiosen Cañons des Ànapo und seines Nebenflusses Calcinara/Cava Grande geschlagen wurden. Der Totenkult spielte bei den frühen Bewohnern offensichtlich eine überragende Rolle und erforderte den Einsatz einer ungeheueren Arbeitsleistung. In späterer Zeit waren die Grabstätten auch bewohnt, so von Byzantinern, vermutlich auf ihrer Flucht von der arabischen Invasion. Einige Grabkammern wurde in byzantinischer Zeit sogar als Kirche genutzt. Das von Ferla aus auf einer Panoramastraße erreichbare Pantalica zeichnet sich auch durch eine üppige Fauna aus, die u.a. fast 60 Orchideenarten umfasst; bei meinem Besuch blühte der für die Gewinnung von Safran gebräuchliche Herbstkrokus. Nach einer Wanderung am Rande des tief in den Kalkfels eingeschnittenen Tals, das mit den Gorges in Südfrankreich vergleichbar ist, tut ein kräftiges Mahl recht gut. Hierzu bietet der Bauerngasthof „Agriturismo Porta Pantalica“ italienische „Hausmannskost“ und nach alten Rezepten selbst gemachte Speisen.

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Antike Schreckmaske (Kamarina)

Im 8. Jahrhundert v. Chr. begann die griechische Einwanderung, die zu einer Besiedlung der Ebenen am Meer führte, während die Vorbewohner die Höhen besetzt hielten. Eine Kolonie der Korinther war das um 740 v. Chr. gegründete Syrakus. Unter der Herrschaft der Tyrannen Gelon und Hieron I. wurde es zu einer der mächtigsten Städte der Magna Graecia; unter Dionysos lebten dort bis zu 800.000 Einwohner, die großartige, bis heute genutzte Monumente hinterlassen haben. Bemerkenswert ist der Dom (7. Jahrhundert n. Chr.), für den die Säulen eines 1000 Jahre älteren Athene-Tempels „recycelt“ wurden, indem man die Zwischenräume mit Mauerwerk verschloss. In der Barockzeit erhielt das Bauwerk eine prächtige Fassade. Das um 500 v. Chr. in den Kalkfels gehauene Theater ist die weitaus größte Anlage des griechischen Kulturkreises (134 m Durchmesser, 15.000 Zuschauer), das immer noch dem Schauspiel dient. Die Monumentalbauten der Herrscher von Syrakus erforderten einen Steinbruch (Latomien), aus dem gewaltigen Kalkblöcke geschnitten wurden. Das dadurch entstandene, 23 m hohe „Ohr des Dionysos“ soll als antike Abhöranlage gedient haben – was aber wohl nur eine Legende ist. Aus der Zeit des Augustus stammt das römische Theater, das im Unterschied zum griechischen Theater weitgehend als „Hochbau“ errichtet wurde. Eine 4-Sterne-Unterkunft für einen Besuch der griechischen und römischen Relikte bietet das feine, wenige Schritte vom Dom entfernte Hotel Roma. Wer Antikes in Überfülle erleben will, wird das von Syrakus um 600 v. Chr. gegründete Kamarina (Camarina) besuchen, dessen Reste in einem reich ausgestatteten Museum aufbewahrt werden. Bemerkenswert sind die etwa 1000 Amphoren, die zahlreichen mittelmeerischen Typen zugeordnet werden können und die Bedeutung von Kamarina als Handelsplatz bezeugen. Im Unterschied zu anderen griechischen Kolonien waren die Bewohner von Camarina mit der sikulischen Vorbevölkerung freundschaftlich verbunden und trat dadurch in Konflikt mit der Mutterstadt Syrakus. In römischer Zeit verlor Kamarina seinen Platz in der Geschichte.

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Die Amphorensammlung von Kamarina

 

Info:

Siracusa Turismo
www.siracusaturismo.net

Agriturismo Porta Pantalica
Contrada Mascà Cassaro
www.portapantalica.it
porta.pantalica@simail.it

 

 

Hotel Roma, 4****
Via Roma,66
96100 Siracusa
Tel. 0039-0931-465630
hotelroma@athenapalace.it

Museo Archeologico Regionale di Camarina
S.P. 102, Km 1, Contrada Cammarana
97100 Ragusa
www.regione.sicilia.it/beniculturali
museocamarina@regione.Sicilia.it
geöffnet von 9 – 14 Uhr und von 15 – 19 Uhr

 

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