Text nd Fotos: Elvira D’Ippoliti
Castel Giorgio – Wie in einer Handwerker-Werkstatt der Renaissance kann man in der Nähe von Orvieto Stefano Conticelli bei seiner Arbeit auf die Finger schauen. Das Resultat sind wunderschöne Objekte aus Leder und Holz, die, wie in einem Märchen, anscheinend mit einer eigenen Seele versehen sind. Conticelli hat blaue Augen, langes Haar, und seine Gesichtszüge sind etwas indianisch. Das kleine Industriegebiet, in dem sich seine Werkstatt befindet, ist nicht sehr attraktiv, aber vor dem Eingang seiner Halle flattern im Wind zwei dunkle Tücher, die mit Farben befleckt sind, als wären sie Künstlerpaletten. Im langen Raum, in den ich eintrete, sehe ich große, mit Material bedeckte Tische und vielbeschäftigte Leute. Der Lärm einer Maschine tobt irgendwo im Hintergrund. Dann kommt Stefano. Das erste, was mir auffällt, ist der weiße Arbeitsmantel, der wie die Paneelen, die den Eingang abschirmen, mit einer Fülle von Flecken in vielen Farben kunstvoll bekleckst ist. Die Geschichte, die er erzählt, ist unglaublich; sie beginnt in einer sehr schwierigen Zeit, die von einem wirtschaftlichen Umbruch verursacht wurde, und reicht bis zum Treffen mit Frauen und Männern, die zu den reichsten der Welt gehören. Wie er oft betont, „verlieben” sie sich in seine Objekte und kaufen sie, weil sie als Liebhaber nicht mehr ohne diese Gegenstände leben können. Unnötig, an dieser Stelle nach einer Erklärung zu suchen. Stefano scheint nicht nur ein ausgezeichneter Handwerker zu sein, aber auch eine Person, die auf rationaler Ebene schwer zu definieren ist. Auch weil es für ihn zum Beispiel normal erscheint, in Begleitung eines Teddybären, eines Schaukelpferds oder eines Holzlastwagens unterwegs zu sein.
Gerade mit einem Holzlieferwagen hat alles angefangen: einfach, aus hellem Holz, mit Rädern, die an „die Rosette einer Kirche“ erinnern, und einer Decke aus rauer Leinwand. Alles wurde per Hand mit wenigen Werkzeugen realisiert. Er war als Geschenk für den Enkel gedacht, aber wie in einer Fabel landet das Spielzeug in den Händen des Ingenieurs Sergio Loro Piana, des damaligen Chefs eines wichtigen Kaschmir-Unternehmens. Im Nu entschied er, dieser Lastwagen müsse in den Schaufenstern seiner Boutiquen auf der ganzen Welt stehen. – Stefano macht sich an die Arbeit und vernachlässigt keine Details. Auf der Plane sind neben dem Firmennamen die Wörter „Vorsicht, Kaschmir-Transport“ aufgedruckt. Er poliert das Holz, näht die Plane und liefert seinen „LKW“ in einer bildschönen Verpackung aus. Auf ähnlicher Weise wiederholt sich diese Geschichte mit anderen Objekten. „Das Schaukelpferd Isabelle nahm ich auf eine Reise mit, weil sie mir Gesellschaft leistete“, erzählt Conticelli, „aber die Person, die ich treffen musste, verliebte sich in Isabelle, und es wurde zum begehrten Objekt“. Und auch zum Symbol der Bottega Conticelli, der Handwerker-Werkstatt, die Yachten von Millionären mit feinem Leder schmückt, aber auch Fahrräder, eine sehr elegante „Vespa“ und alles, was so eine reiche Person sich wünschen kann. Conticelli schaut sich mit lachenden Augen herum. Ein Blick in seine „Wunder“-Werkstatt würde jedes Kind begeistern, und für Stefano sind Kinder sehr wichtig. Im Dekalog seines Ladens steht unter Anderem: „Schau, die Kinder, die Gesten, den Blick. Sie sind Meister der Schönheit, du wirst immer ein Lehrling sein“.
Bottega Conticelli Torraccia – 05013 Castel Giorgio (Terni)
info@bottegaconticelli.it tel. +39 0763 627971 www.bottegaconticelli.it