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Umbrien: die Olivenbäume, die Paläste und eine Abtei

Umbrien gehört zu Lonely Planet's Best in Travel List 2023. Der Charme einer Region, in der Kunst und Natur harmonieren und mit der Zeit immer schöner werden

Umbrien: die Olivenbäume, die Paläste und eine Abtei

Text und Fotos: Lisa Mittelberger

Trevi ist eine Stadt inmitten eines Meeres von Olivenbäumen. Die Häuser auf dem Hügel scheinen darum gerungen zu haben, den höchsten Punkt zu erobern, von dem aus man die Landschaft bewundern kann. Wenn man in Richtung Trevi hinaufsteigt, kann man die ruhige Schönheit der Pflanzen bewundern, die das Silber ihrer Blätter in der Sonne zeigen. Der „Olivenstreifen Assisi – Spoleto“ ist eine 40 Kilometer lange Vorgebirgslandschaft des Apennins, die außer Trevi die Gemeinden Foligno, Assisi, Spello, Spoleto und Campello sul Clitunno umfasst. Im Laufe der Jahrtausende hat die Arbeit des Menschen die Natur geformt und ihr eine spontan erscheinende Harmonie verliehen, die ungeschriebenen Regeln folgt, nach denen alles in Umbrien mit der Zeit schöner wird.

Fotos Lisa Mittelberger
Foligno

In der Wallfahrtskirche „Madonna delle lacrime“, die sich etwas unterhalb der Stadt Trevi befindet, malte Perugino das Fresko „Anbetung der Heiligen Drei Könige und zu beiden Seiten die Heiligen Petrus und Paulus“ und widmete der Landschaft im Hintergrund, im Vergleich zu der Sorgfalt mit der er beispielsweise die Büschel wilder Kräuter in der anderen „Anbetung der Könige“ gemalt hat, die in der „Galleria Nazionale dell’Umbria“ in Perugia aufbewahrt wird, nur vage angedeutete Pinselstriche. Das Fresko in Trevi stammt aus dem Jahr 1521 und gilt als weniger prägnantes Werk eines erschöpften Malers. Doch der Hintergrund, der sich zu einer idealisierten Ebene öffnet, die von Bergen umgeben ist, wo sich die Prozession der Heiligen Drei Könige zwischen Hirtengruppen und einer Schafherde bewegt, kann als Einladung gesehen werden, sich persönlich in der umgebenden Natur zu bewegen, um durch die Beobachtung der Details eine innige Bindung wieder herzustellen, die wir gestresste Menschen oft vergessen.

Foligno, Gino De Dominicis, “Calamita Cosmica”, Foto Lisa Mittelberger
Foligno, Gino De Dominicis, “Calamita Cosmica”
Foligno, Oratorio della Nunziatella, Foto Lisa Mittelberger
Foligno, Oratorio della Nunziatella

Foligno

Wenn man im „Olivenstreifen“ bleibt, kann man Foligno entdecken. Erster Halt sollte auf der Piazza della Repubblica sein, wo der Heilige Franziskus seine evangelische Reise begann und seine Kleider und das Pferd verkaufte. Nicht um Profit zu machen, sondern um die Kirche San Damiano in Assisi zu reparieren. Um dieser Geste zu gedenken, zeigt ein zeitgenössisches Denkmal zwei Hände, die aus der Wand hervorkommen und ein Stück Stoff halten, als würden sie es anbieten. In Foligno tritt die Vergangenheit in einen engen Dialog mit der Gegenwart: Auf der einen Seite kann man die dem Maler Gentile da Fabriano zugeschriebenen Fresken im Palazzo Trinci bewundern und nach ein paar Schritte, in der ehemaligen Kirche SS. Trinità in Annunziata, bleibt man angesichts des riesigen Skeletts mit der „Schnabelnase“ des Künstlers Gino De Dominicis sprachlos. Das Kunstwerk „Calamita Cosmica“ füllt den Boden der Kirche vollständig aus. De Dominicis, der geniale und schwer fassbare Schöpfer, erscheint vor diesem Skelett noch geheimnisvoller. Als Besucher spürt man eine Art Anziehungskraft zu dieser Skulptur, die sich in De Dominicis Worten so zusammenfassen lässt: „Es ist das Publikum, das sich dem Werk aussetzt, nicht umgekehrt“.

Nach dieser starken emotionalen Erfahrung, ist das Fresko des Perugino im „Oratorio della Nunziatella“, das die Taufe Christi darstellt, ein Harmoniekonzentrat.

Foligno, Palazzo Trinci, , Foto Lisa Mittelberger
Foligno, Palazzo Trinci
Trevi, Monastero di Santa Chiara, Foto Lisa Mittelberger
Trevi, Monastero di Santa Chiara

Umbrien erweist sich auch in Valnerina als großzügiges Reservoir, das Emotionen verbreitet. In der Abteikirche San Pietro in Valle erfährt man Geschichten über Einsiedler, den Herzog von Spoleto Faroaldo, der die Abtei im achten Jahrhundert erbauen ließ, und über den Kaiser Otto III., der sie nach der Plünderung durch die Sarazenen wieder aufgebaut hat. In der Kirche befinden sich mehrere römische Sarkophage und die Wände sind mit Fresken geschmückt. Giotto und Cavallini studierten diese Werke, bevor sie in Assisi die „Geschichten des Heiligen Franziskus“ schufen.

www.lonelyplanetitalia.it

Valnerina und San Pietro in Valle: www.visitferentillo.it

www.umbriatourism.it/it/homepage

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