Text und Fotos: Paolo Gianfelici
Soave – Nicht alle Orte, wo man bedeutende Weine keltert, sind auch schön. Der Soave Wine Park scheint dagegen eine ideale, wie am Computer gezeichnete Landschaft zu sein – herrlich anzusehen, vor allem wegen seiner sanften Hügel, die sich besonders für eine Radwanderung anbieten. Längs der Tramigna ist das herbstliche Laub der Bäume intensiv und orangen gefärbt. Oben auf den Hügeln sind die Wälder dagegen noch flaschengrün. Dazwischen erstreckt sich eine Unzahl von Weinbergen, deren Blattwerk hellgrün ist; trotz des unendlich langen, heißen und trockenen Sommers ist es noch nicht gelb verfärbt.
Krönung des idyllischen und träumerischen Anblicks ist die von Mauern umgebene Burg von Soave, die von der Höhe eines Hügels aus die Umgebung beherrscht.
Bevor ich die Stadt betrete, probiere ich am Tresen des Hotels Roxy Plaza – es liegt romantisch am Fluss gegenüber der Burgmauer – einen nach klassischer Methode gekelterten Schaumwein. Der Spumante stammt von den Durella-Trauben des Hotelbesitzers, Roberto Ferroli. Sie zeigen eine intensive gelbe Farbe, duften und haben einen stark mineralischen Geschmack.
Porta Verona (die gleichnamige Kreisstadt ist 30 km entfernt) ist ein Lobgesang auf die Trauben und den Wein: große Körbe, Weinpressen, Fässer. Unter dem Gewölbe hängen Hunderte von Garganega-Trauben an den „Recie“ (so heißt der obere Teil einer Traube). Sie bleiben dort bis Dezember-Januar, wenn die eingetrockneten Weinbeeren zur Produktion von Recioto di Soave ausgepresst werden – ein Dessert-Wein, der zur Meditation anregt.
Im Herzen des mittelalterlichen Orts, zu Füßen der Scaliger-Burg, befindet sich in einem Palast aus dem 13. Jahrhundert die “Cantina del Castello”. Die Keller rufen vergangene Zeiten in Erinnerung, aber die Kelter-Technologie des Winzers, Arturo Stocchetti, verweist auf die Gegenwart. Das Ergebnis ist ein exzellenter Soave Classico DOC, ein frischer, mundender Weißwein mit dem Duft weißer Blüten und von Obst mit weißem Fruchtfleisch. Im Soave DOC Classico Pressoni drücken die Trauben (Garganega und Trebbiano di Soave) noch stärker die mineralischen, von den vulkanischen Böden herrührenden Geschmacksnoten sowie den Duft von Blüten und tropischen Früchten aus.
Inmitten von Ölbäumen und Weinbergen hat die Ölpresse „Ballarini“ eine Panorama-Lage. Auf der Wiese spielen zwei Eselchen im Schein der untergehenden Sonne. Der Duft ausgepresster Oliven verbreitet sich in der Luft. In diesem Jahr erfolgt die Ernte viel früher als sonst. Maschinen und Arbeitskräfte sind voll im Einsatz. Ich probiere einige Ölsorten: Mich erstaunt der intensive Geschmack von Kräutern.
Consorzio Tutela Vini Soave www.ilsoave.com
