Text und Fotos: Valerio Magni

Borgo Basino

Civitella – Ich halte in L’Osteria di Via Zannetti in Galeata an. Roberta und Marco begrüßen mich, als ob ich zu Hause angekommen wäre, und nach ein paar Minuten habe ich das Gefühl, sie schon seit Jahren zu kennen. Sie führen dieses Lokal seit 2007 mit einer Leidenschaft, die man bei allem, was sie machen, sieht. Die Osteria ist nicht sehr groß, aber auch nicht klein: es hat die richtige Größe, um in der Lage zu sein, gut zu kochen und zufriedene Kunden zu haben. Roberta und Marco erzählen, dass ihre Küche den Jahreszeiten folgt und die Zutaten aus der Umgebung stammen, also „chilometro zero“ sind.

Die Nacht verbringe ich in Borgo Basino in Cusercoli im Apennin. Das Licht umhüllt das Dorf, und die Schatten lassen die Herberge als aus einer anderen Zeit erscheinen. Ich habe das Gefühl, eine Reise in die Vergangenheit gemacht zu haben. Ich erreichen das Zimmer: Es ist schön und gemütlich, mit dunklen Holzmöbeln ausgestattet, und die Ruhe des Ortes lässt mich tief schlafen. Am Morgen entdecke ich die großartige Struktur von Borgo Basino und die bezaubernde Natur eines Apenninen-Walds.
Die Familie Faggioli lädt mich zum Frühstück ein, und da in der Romagna das Wort Gastfreundschaft eine besondere Bedeutung hat, habe ich sehr schnell den Eindruck, mit alten Freunden am Tisch zu sitzen. Das Dorf wurde auf den Fundamenten des Castrums Basini der Römerzeit gegründet. Es wurde hier gebaut, um die alte Salzstraße und die Talstraße, die Romipeta, zu kontrollieren. Das Dorf war während des gesamten Mittelalters und der Renaissance bewohnt, weil es sich auf dem PIigerweg nach Rom befindet. Heute ist das restaurierte Dorf ein didaktischer Bauernhof, ein Agriturismo, und eine hervorragende Basis, um die Umgebung des Bidente-Tals im Apennin der Romagna zu erkunden. Beim Mittagessen genieße ich die lokale Küche der Tradition. Es sind Momente, die man nie beenden möchte. In diesem selben Raum, stelle ich mir vor, haben vor den gleichen Gerichten Reisenden, Pilger, Soldaten und Ritter gesessen.

Zum Thema Wein besichtige ich die Poderi dal Nespoli, ein Weingut, das sich in einem Park mit hohen Bäumen auf einem Hügel und hinter einem prächtigen Tor befindet. Es wurde im Jahr 1927 gegründet; ein Haus im Jugendstil ist der Kern der alten Strukturen. Modern ist die Abteilung für Verarbeitung und Abfüllung des Weins. Die verschiedenen architektonischen Stile passen aber harmonisch zueinander. Man spürt Tradition und Innovation, bevor man die Weine ausprobiert. Beim Besuch begleitet mich Alfeo, der mit seiner Energie die Arbeit im Keller voranbringt, und Fabio, ein Nachkomme der alten Besitzer des Weinguts. Die Leidenschaft und die Begeisterung für die Weinproduktion sind einfach mitreißend. Die Jugendstil-Villa verwandelt sich an diesem Abend in ein privates Restaurant. Die Weine der Poderi dal Nespoli sind ehrliche Weine, wie auch die Romagna mit ihren fleißigen und lächelnden Menschen ehrlich ist.

Ich verlasse die Romagna mit der gleichen Sehnsucht, die man hat, wenn man einen Freund begrüßt, der weit weg wohnt: Man kann nur hoffen, dass man sich bald wiedersehen kann.

Info:
L’Osteria di Via Zannetti
http://www.osteriadiviazannetti.it

Borgo Basino – Familie Faggioli
http://www.fattoriefaggioli.it

Azienda Agricola Poderi dal Nespoli
http://www.poderidalnespoli.com