Rom (TidPress) – Im ersten Stock des gewaltigen Palazzo delle Esposizioni können Besucher eintauchen in das Werk des großen Metaphysikers. In der weiten, großzügigen, durch antike Säulen und Marmorboden beeindruckenden Eingangshalle blickt Giorgio de Chirico (s. Schwarz-Weiß-Fotos) von oben über die Köpfe der Besucher in die Welt, die er zu erklären versuchte. Kleine Boxen an meterlangen Kabeln hängen über den vier symmetrisch angeordneten Würfelsitzgruppen. Aus ihnen tönen Rundfunkinterviews des Malers zu allen möglichen Themen, von denen sich die Besucher in bequemer Position berieseln lassen – zur Einstimmung auf den Künstler. Giorgio de Chirico, geboren 1888 in Griechenland, wo sein Vater als Ingenieur bei der Eisenbahn arbeitete, starb 1978 im Alter von 90 Jahren in Rom. Der Mitbegründer der „Pittura metafisica“, der so genannten Metaphysischen Malerei, die in diesem Jahr ihren hundertjährigen Geburtstag feiert, beeinflusste Größen wie Salvador Dalí und René Magritte.
Das Herzstück des Palazzo delle Esposizioni im Angesicht de Chiricos |
Kurator und Kunstliebhaber bestauen das Frühwerk „La surprise“ (1914) |
Schwarze Schriftzüge auf weißen Leinwänden präsentieren die sieben Bereiche der Ausstellung. Das Thema „Natur“ ist dabei in einem weiteren Sinne zu verstehen, eben so, wie „de Chirico sie sieht“. Sieben Säle mit Themen von „Mythos“ über „Anti-Natur“ bis hin zur „lebendigen Natur“ beherbergen über 140 Leihgaben aus den wichtigsten Museen der Welt sowie von Privatsammlern. Insbesondere gibt es kostbare Werke aus de Chiricos berühmter Frühzeit zu sehen, wie zum Beispiel „The duo“ aus einer italienischen Privatsammlung, „Le Vaticinateur“ aus dem New Yorker Museum of Modern Art oder „La Surprise“ aus dem Williams College Museum of Art, alle aus den Jahren 1914-1915. Sie sind deshalb besonders berühmt, weil de Chirico sich 1930 ganz von der Metaphysischen Malerei abwandte und schon 1919 begonnen hatte, realistischer zu malen.
Dem Kurator der Ausstellung, Achille Bonito Oliva, ist es gelungen, einen sehr persönlichen Zugang zum Werk de Chiricos zu schaffen. „Ich selbst war überrascht von dem Sinn für Humor, den de Chirico hatte“, sagt der renommierte Kunstkritiker. De Chirico war kein zurückgezogener Maler, sondern äußerte selbstironisch seine Meinungen und bewegte sich in der Welt. Er war ein Intellektueller, der nicht nur in der Kunst, sondern auch im Leben mehrmals die Blickrichtung wechselte. „Er wollte Ordnung in die Welt bringen“, resümiert Achille Bonito Oliva. Das alles lässt sich wunderbar in Rom verfolgen.
Info:
Palazzo delle Esposizioni
Via Nazionale 194
Roma
www.palazzoesposizioni.it
Bis zum 11. Juli 2010
Eintritt: 12,50, Euro; ermäßigt 10 Euro (inkl. aller Ausstellungen im Palazzo delle Esposizioni)
14.05.2010