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BolognaBologna erzählt sich

Text und Fotos: Elvira D'Ippoliti



 Im Palazzo Pepoli, dem Museum der Stadtgeschichte, wird der Verlauf der Jahrtausende von der Carisbo-Stiftung mit Lichtern, Klängen und Bildern inszeniert

Bologna (TidPress) – Solide wie die Tradition und luftig wie die Phantasie: Palazzo Pepoli ist das neue Museum der Geschichte der Stadt Bologna. Die Stadt schaut auf den Neuling mit Optimismus. Die zwei schiefen Türme befinden sich nur wenige Schritte entfernt, und die Piazza Maggiore erreicht man mit einem Spaziergang von fünf Minuten. Taddeo Pepoli begann mit dem Bau seines Palastes im Jahre 1344. Sieben Jahre davor hatte er von der Stadt Besitz ergriffen und die Befürworter einer Gemeinde mit Volksabstimmungen verjagt. Bologna war nun seine Signoria geworden. Taddeo hatte einen starken Charakter; die Fassade des Palastes spiegelt seine geistige Strenge noch jetzt wieder. Wir gehen durch das mächtige Eingangstor und bemerken, dass der Lärm der Stadt nicht durch die dicke Mauer dringt. Der Vorraum ist eine Art Niemandsland zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Warmes Licht erhellt die Atmosphäre. An der Wand hängt die Reproduktion einer antiken Stadtkarte, die 1575 im Original in einem vatikanischen Saal „a fresco“ gemalt wurde. Auf diesem „Renaissance-Poster“ kann man gut die authentische Struktur der Stadt wiedererkennen: Straßen, die wie mit einen Kompass gezeichnet sind, laufen in Richtung Piazza Maggiore zusammen. Die Kirchen, die auf der Karte mit goldenen Dächern gekennzeichnet sind, sind wie Fahnen der tiefen Präsenz von Geistigkeit und Kunst.

Via Aemilia

Canale delle Moline

Wir spüren die Faszination der Stadt, deren Geschichte im schönen Innenhof mit einer Glasdecke eingeleitet wird. Bei der neuen Innenarchitektur des Palazzo Pepoli dient der Hof als Behälter eines gläsernen „Zeit-Turms“, wo berühmte Bürger vorgestellt werden, aber auch die Treppen und der Aufzug zum ersten Stock eingebaut wurden. Wo und wann hat Bologna angefangen? Im ersten Saal blickt man auf eine Rekonstruktion der etruskischen Straße, die nach Felsina führte. Der Name der Stadt musste aber auf die Römer warten, um ungefähr 202 vor Christus Bononia zu werden. Die antike „Autobahn“ Via Aemilia verwandelte sie damals zu einem Verkehrsknotenpunkt. Unser persönlicher Gang im Palazzo hat eben begonnen, und schon spüren wir, dass das Museum voll spannender geschichtlicher Überraschungen sein wird. Es gibt hier keinen Platz für Langeweile. Bologna wird mit Lichtern, Klängen, Texten und Bildern inszeniert, die von Kaisern, Erfindern, Komponisten, Malern, Handwerkern und Kriegern erzählen. Ein Saal folgt auf den anderen, und in jedem werden eine Zeit und eine Atmosphäre sowie die Stärken und die Schwächen der verschiedenen Persönlichkeit verlebendigt.

„Der Palazzo Pepoli ist die Synthese des ‚genus‘, des Geschlechtes, von Bononia“, erklärt Fabio Roversi-Monaco, der Präsident der Fondazione (Stiftung) Carisbo. Er ist Besitzer und Schöpfer des Museums und des musealen Parcours, der unter dem Namen „Genus Bononiae“ eine Reihe von Kirchen und Paläste zeigt, die es ermöglichen, kulturelle Aspekte der Stadt, wie Musik, Literatur und Malerei, zu erkunden. „Das Museum der Geschichte von Bologna will aber keine anderen Museen ersetzen. Wir hoffen im Gegenteil, dass der Palazzo Pepoli ein Ansporn sein wird. Ein Besucher, der sich für Malerei interessiert, wird sich sicherlich freuen, nach dem Besuch im Palazzo Pepoli die Pinakothek zu bewundern“.
Wir schauen uns im Saal Nummer 8 um: Ein Teil der antiken Via Aemilia, die auf der zentrale Via Rizzoli direkt hinter der Piazza Maggiore gefunden wurde, ist hier wieder aufgebaut worden. Die Jahrhunderte gehen schnell voran, und schon blicken wir auf eine Kollektion Ladenschilder, die von 1700 bis 1900 reichen und von der Decke wie ein buntes Mobile hängen.

Im ersten Stock wird die weitere Geschichte der Stadt erzählt. Fresken, Stuckwerke und Schilder aus Plexiglas vermischen sich harmonisch. Moderne Technologie ruft die alten Stadtkanäle ins Gedächtnis zurück: Ein dunkler Korridor erhellt sich, sobald man ihn betritt, und der Boden täuscht die Präsenz des Wassers vor.

„Ich war fünfzehn Jahre lang Rektor“, erzählt Roversi-Monaco, „und habe dazu beigetragen, die Renovierung der Stadt durchzuführen. Bologna war im Mittelalter sehr wichtig. Hier ist die Universität entstanden. Die Stadt war Sitz zahlreicher ausländischer Kollegien. In meiner Stadt gab es malerische Kanäle. Erleben Sie den Blick auf das Wasser an der Via Piella: So sah Bologna aus“.

Nach dem Besuch im Palazzo Pepoli suchen wir einen anderen Blickfang. Neben einem Restaurant auf der Via Piella öffnet sich ein kleines Fenster auf die Geschichte. Im Sonnenuntergang fließt der Canale delle Moline ruhig dahin. Die Häuserfassaden spiegeln sich rötlich im Wasser. Es hat eine Zeit gegeben, als dieses Wasser auch die Wirtschaft der Stadt bewegt hat. Mühlen, Sägewerke und Seidenspinnereien: Alle diese Aktivitäten erhielten ihre Energie vom Kanal, um zu funktionieren. Jetzt sind die Kanäle versteckt, und von der Via Piella hat man den Eindruck, auf ein schönes Bild zu blicken. Wir denken über Bologna anders nach und betrachten sie als eine Stadt der Kultur, aber auch der Wissenschaft. Ein Ort voll mit Studium und Interessen, aber vor allem mit Lebenslust.

Info:

Palazzo Pepoli
Museo della Storia di Bologna
Via Castiglione 8
Tel.+39 051 19936370
msb@genusbononiae.it

Auf www.genusbononiae.it erhält man Infos über die andere Museen der Fondazione Carisbo.

13.03.2012

Felsina

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