Geschichte und Geschichten von Bologna. Kunst und Handwerk, Architektur und Renovierung: Alles hat sich in der früheren Kirche von San Giorgio in Poggiale ein Daheim gefunden. Mehr als hunderttausend Bücher werden in dieser Bibliothek aufbewahrt, die der Stiftung Carisbo gehört, aber der ganze Stadt als Gedächtnis dient. Die Fassade der Kirche mischt sich mit den anderen Palazzi auf der Via Nazario Sauro zusammen und man kann leicht daran vorbeigehen, ohne zu merken, dass es dort eine Kirche gibt. Durch einen Bombenanschlag im Jahre 1943 wurde das Innere stark geschädigt und in Bologna wurde lange Zeit über die definitive Zerstörung debattiert. Zuletzt haben die Argumente der Renovierung gewonnen.

Der Eingang ist durch einen senkrechten Zylinder aus Holzziegeln geschützt. Die Kirchenstruktur ist erhalten geblieben, aber der Boden des Mittelschiffes ist mit einem hölzernen Trittbrett erhöht worden. Darauf befinden sich Bücheregale, Tische und Stühle. Man wünscht sich gleich hier zu verweilen auch um in sich herum- und hineinzuschauen. An den Wänden hängt ein Kathedralen-Zyklus von Pizzi Cannella. Doch der zeitgenössische Künstler, der am meisten in San Giorgio in Poggiale seine Spuren hinterlassen hat, ist Claudio Parmiggiani, der den sechziger Jahre oft im Atelier von Giorgio Morandi in Bologna war. Die Hommage der Bücher hat Parmiggiani auf den Wänden der Apsis durch Rauchsilhouetten von drei riesigen Bücherregalen zusammengefasst. Direkt davor hat er einen Würfel aus alten Büchern zusammengestellt, auf denen eine bronzene Kirchenglocke als eine Art Briefbeschwerer dient.

Die Direktorin der Bibliothek verwahrt die Sammlung von Büchern, aber auch von Zeitungen und Zeitschriften von San Giorgio in Poggiale mit fast mütterlicher Sorge. Die schriftlichen Zeugen der Geschichte von Bologna öffnen die Zukunft der Stadt.

Info:
Biblioteca d’Arte e di Storia di San Giorgio in Poggiale
Via Nazario Sauro 20/2 – Bologna
Tel. +39 051 19936352
biblioteca@genusbononiae.it

01.03.2012