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Cremona: Die katalanische Malerei der Jahrhundertwende – Gesellschaft und Landschaften

Alessandra Riva

In Cremona findet derzeit eine gut organisierte und abwechslungsreiche Ausstellung der katalanischen Malerei der Jahrhundertwende statt. Wichtige Themen und schöne Farben der Gemälde bekannter Künstler.



Joan MIRÓ (Barcelona, 1893 – Mallorca, 1983)
Der Sommer, 1937. Jimena Jiménez Sammlung,
Mallorca.

Cremona (Terra Italia) – Die Ausstellung im Museo civico Ala Ponzone von Cremona (15. Februar – 4. Mai) zeigt eine Auswahl von Werken katalanischer Maler der Jahrhundertwende, darunter so berühmte Namen wie
Picasso, Dalí und Miró.
Ein Besuch dieser Ausstellung wird nie langweilig, weil sie sehr unterschiedliche Stilrichtungen und Themen umfasst, die zum Kubismus und Symbolismus führen. In den Sälen folgen die Gemälde von Rusiñol, Casas, Picasso, Nonell, Mir, Dalí u.a. der Entwicklung ihres Stils und ihrer Themen. Dabei geht es um die typischen Motive der spanischen Tradition: Armut, Gesellschaftsbilder, das Nichts, Brauchtum und Szenen des Leidens, die vielleicht traurig scheinen, aber immer lyrisch gemalt sind.

Ich habe die Auswahl und die Hängung der Bilder besonders geschätzt, weil sie die Ähnlichkeiten und die Kontraste in der Darstellung der genannten Themen hervorheben. Zum Beispiel kann man die Trauer der jungen Frau in Casas’ „Porträt der Witwe de Codina“ mit dem hochmütigen Blick der alten Frau in Samaranchs „Immer Frou-Frou“ vergleichen, da sie einander gegenüber hängen.

Die Darstellung des Nichts in den Gemälden Rusiñols „Das Grenzkreuz (Das Kapitell)“ und „Die weiße Veranda“ vermittelt den Eindruck absoluter Leere und Stille. Mich hat sehr beeindruckt, wie der Maler das „Nichts“ sichtbar machte, indem er etwas Konkretes repräsentierte.

In einem weiteren Saal können wir einen Blick in das folkloristische Ambiente armer Zigeunerinnen werfen. Ihre Welt wird zwar gezeigt, bleibt jedoch immer an der Rande der Gesellschaft. Diesen Eindruck machten auf mich die oft fast nicht erkennbaren Gesichter von Zigeunerinnen, denen Nonell viele rätselhafte Gemälde gewidmet hat.

Dann taucht man in die buntere Atmosphäre unterschiedlich gestalteter Landschaftsansichten ein, die aber immer durch wunderbare Farbtöne charakterisiert sind. Dies gilt sowohl für die realistischeren Darstellungen, wie „Der Garten und die Klause“ von Mir, als auch für die symbolistischeren, abstrakteren und geometrischeren Bilder „Landschaft. Aleixar“ des späten Mir und für „Siurana, das Dorf“ von Miró oder für die blaue „Stadtlandschaft mit Figuren“ von Graner und die „Nachtszene (Mallorca)“ von Meifrèn.

Da viele wenig bekannte Gemälde vorgestellt werden, lernt man neue Aspekte der Kunst solch bedeutender Maler kennen. Aber nicht nur Gemälde kann man bewundern, sondern ganz unerwartet auch drei Bronze- und Kupferplastiken von von González und Picasso selbst.

Der letzte Saal ist meiner Meinung nach besonders bedeutend, denn die drei Künstler, welche die Gäste verabschieden, sind Dalí, Picasso und Miró mit Beispielen ihrer schönsten und reifsten Malerei. Das letzte Bild, das den Besuchern Erinnerung bleibt, ist „Der Sommer“ von Miró.

Info: MODERNISMO E AVANGUARDIA. PICASSO, MIRO’, DALI’ E LA PITTURA CATALANA (Cremona, Museo civico Ala Ponzone; 15. Februar – 4. Mai 2003). www.cremonamostre.it; Tel. +39-0372-31222; Fax +39-0372-461109; E-Mail: apic@digicolor.net. Öffnungszeiten: Dienstag-Samstag, 9.00 – 19.00 Uhr; Sonn- und Feiertage, 10.00 – 19.00 Uhr; montags geschlossen.
Eintritt: 8,00 Euro; ermäßigt 6,00 Euro bzw. 5,00 Euro. Inkl. der Ausstellungen LO SGUARDO IN ESILIO. GABRIEL MORVAY TRA LA CATALOGNA E CREMONA (Museo civico Ala Ponzone) und L’EMOZIONE DELLA FORMA. FRANCESCO MESSINA NELLA COLLEZIONE GRADELLINI E ALTRE OPERE (Palazzo Trecchi, 22. Februar – 27. März 2003).


Salvador DALÍ (Figueres, 1904-89)
Gradiva entdeckt die anthropomorphen Ruinen,
1931-32.Thyssen-Bornemisza Museum, Madrid
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