Terra Italia

Das leibliche Wohl bei einer Reise ins Molise

Richard Bruetting

Anläßlich der "75 Tage guter molisanischer Küche" (75 giorni di Buona Cucina molisana) haben wir Menüs in mehreren Restaurants des Landesinnern eingenommen und uns auch sonst im gastronomischen Bereich umgesehen.




Der Stausee von Guardialfiera

Campobasso/Isernia (Terra Italia) – Zunächst eine angenehme Überraschung: Im Molise sind die Preise für Essen und Trinken (noch) recht niedrig. Dies gilt sogar für so zentral gelegene Lokale wie das elegante Café neben der Präfektur von Campobasso. Überall wird man individuell bedient und außerordentlich freundlich empfangen. In Guardialfiera ließen es sich der Bürgermeister und einige Honoratioren nicht nehmen, uns in der “Masseria Ricci” (Tel.: +39-0874-840422) persönlich zu begrüßen. Massenabfertigung ist im Molise offensichtlich unbekannt.
Die Weine sind durchweg kräftig und wohlschmeckend. Die Kellerei “Colle Sereno” liegt im Schutze steiler Abhänge zu Füßen von Petrella Tifernina und produziert jährlich 60.000 hl naturreinen Wein. Der Winzer und seine 27 Angestellten verwenden bei der Herstellung der DOC-Weine außer den von der EU für biologischen Wein zugelassenen Substanzen weder künstlichen Dünger noch Pflanzenschutzmittel. Besonders zu loben ist das naturreine Olivenöl von “Colle Sereno” (www.collesereno.com; Tel. und Fax: +39-0874-47285; +39-0874-667776).

Die molisanischen Gerichte sind gut gewürzt, manchmal freilich etwas schwer für einen Magen, der nicht allzu viele Fleischspeisen gewohnt ist. Als Antipasto gibt es oft luftgetrockneten Schinken, dazu sehr schmackhaften Käse aus der Region und als Spezialität einige Scheiben Soppressata, eine luftgetrocknete Wurst, die einige Tage zwischen schweren Brettern gepresst wird. – Das “Primo” besteht aus Teigwaren, die beispielsweise mit einer Steinpilz- oder einer Artischockensoße serviert werden und mit Trüffeln verfeinert sind. Wir haben auch Brennnessel-Ravioli und eine rustikale Dinkel-Suppe probiert. – Als “Secondo” werden verschiedenartige Grillgerichte (Schweinswürste, Lamm-, Schweine- und Hühnerfleisch) angeboten, die mit Pilzen, Käse oder Kräutern abgeschmeckt sind. – Nachspeisen sind u.a. hausgemachte Kuchen, Ricotta mit Kirschen oder Waldfrüchten. Biologische Speisen wurden uns u.a. in der “Tenuta del Corvo” (San Biase, Contrada Sigliatura; Tel.: +39-087463921; Voranmeldung erforderlich) serviert. Wir haben dort wildwachsenden Spargel und wildwachsende Perlzwiebeln als Vorspeise sowie biologisches Obst gegessen. Zum Lokal gehört der Anbau von alten Obst- und Getreidesorten, die von Melina Tanno in einem kleinen Museum dokumentiert werden. Sie hat mit Francesco Adamo u.a. ihre Rezepte und ihr Wissen in dem Buch “La tavola dei sapori” veröffentlicht.

Zum Übernachten ist die Azienda Agrituristica Cassetta in San Giuliano del Sannio, Contrada Focareto (Tel.: +39-084-79590) zu empfehlen. Über eine weite Freitreppe gelangt man in eine geschmackvoll restaurierte Fattoria mit Panoramablick, die mehr als 100 Personen Platz zum Speisen bietet und vor allem für Familienfeiern genutzt wird. – Ein Tipp für Busunternehmen, die das nahe Montecassino oder Neapel ansteuern, ist das Restaurant Amphitryon bei Venafro (Richtung Neapel), das einen riesigen Speisesaal und einen großen Parkplatz hat. Der Vorteil: Als ehemalige “Gastarbeiter” sprechen die Besitzer gut deutsch (Tel. +39-0865-903749).


Die Burg von Pescolanciano

Agriturismo Cassetta
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