Terra Italia

Der Wolf als Urlaubsbekanntschaft

Paolo Gianfelici

Pescara (Terra Italia) – Am 22. April schloss in Pescara die XI. ECOTUR,

die Börse für naturnahen Tourismus, ihre Pforten. An ihr haben Hunderte

von Reiseveranstaltern mit Angebot und Nachfrage für Projekte in Italien

und im Ausland teilgenommen. Die im Zentrum der Halbinsel zwischen Apennin

und Adria gelegenen Abruzzen (www.regione.abruzzo.it/turismo) sind die am

besten geeignete italienische Region, um eine Veranstaltung zum

Aktivurlaub auf der Grundlage von Naturbeobachtungen und Sport aufzunehmen.

Im Majella-Nationalpark in der Provinz Chieti

(www.parks.it/parco.nazionale.majella/index.html ) leben der

Marsica-Braunbär und der Apeninnen-Wolf. Er ist zu seinen alten

Beutegewohnheiten zurückgekehrt; Müllhalden gehören für ihn infolge des

Überflusses an Herden der Vergangenheit an. Außerdem findet man dort das

exklusivste Lebewesen des Parks, den Fischotter, der sich fest an den

Wasserläufen des Orfento und der Orta angesiedelt hat. Alle Waldgebiete

des Parks, in dem Buchen, Zerreichen (cerri), Ahorn und die italische

Schwarzkiefer dominieren, beherbergen Hirsche, Rehe und Gemsen.

Die Abruzzen sind jedoch auch das Land der Hirten und der Wanderschäferei.

Der Wald von Sant’Antonio in der Gemeinde Pescocostanzo bedeckt einen

Hügel mit jahrhundertealten Buchen, die vom Biss der weidenden Haustiere

herrlich modelliert worden sind. Es ist ein bewegendes Erlebnis, zu Fuß,

auf einem Mountainbike oder auf dem Pferderücken den Transumanza-Wegen zu

folgen, auf denen die Hirten im Herbst ihre Herden in Richtung der

grasreichen Weiden Apuliens treiben (www.carsaedizioni.com ).

Wer eine noch kargere Natur liebt, kann das Steingebirge des

Gran-Sasso-Massivs in der Provinz Aquila in Angriff nehmen. Wer dagegen in

eine überaus sanfte Naturlandschaft mit meist weichen Linien und grünen

Pastelltönen eintauchen will, sollte in den Abruzzen-Nationalpark an der

Grenze zum Latium fahren und das Städtchen Scanno besuchen. Man atmet dort

noch die irreale Atmosphäre des 19. Jahrhunderts (Scanno ist die einzige

Kleinstadt Mittelitaliens, wo wir viele alte Frauen zur Zeit der Vesper in

der traditionellen schwarzen Kleidung zur Kirche gehen sahen). Man darf

dabei nicht vergessen, sich neugierig bei Goldschmieden umzusehen, wo

originelle Anstecknadeln, Ohr- und Fingerringe ausgestellt sind, jene

kostbaren “Liebespfänder” alter Zeiten…

Während der Arbeit der ECOTUR von Pescara haben wir den Reiseveranstaltern

der deutschsprachigen Länder einige Fragen gestellt, so zum Beispiel: “Was

treibt eigentlich einen Schweizer, einen Österreicher oder einen Bayern

hierher, sich die Berge und Wälder der Abruzzen anzusehen?” – “In dieser

Gegend Italiens”, sagt uns Frau Phyllis Castelli von JH-Spezialreisen aus

Zürich, “gibt es in der Flora und der Fauna eine große Vielfalt und

gleichzeitig große Unterschiede zur alpinen Flora und Fauna. Wer eine neue

Erfahrung machen und auf die Suche nach dem Wolf gehen will, kann dies

nicht in Interlaken tun, sondern muss notwendigerweise hierher kommen.”

Die unterschiedliche Faszination betont auch Herr Martin Rainer von der

Alpinschule Innsbruck: “Hier gibt es die Möglichkeit, abwechselnd den

einen Tag mit einer Fußwanderung in einer fast vegetationslosen, aber

geologisch sehr interessanten Zone und den nächsten mit einem Ausflug in

eine Gegend mit dichtem Bewuchs zu verbringen, wo alpine Pflanzenarten

neben der mediterranen Macchia wachsen”. – “Und dann”, unterstreicht Frau

Beate Sabine Stopp von Langemann’s Toscana, München, “kann man hier

zwischen Meer, Gebirge und Hügellandschaft abwechseln.”

Vergessen wir nicht, dass die weiten, feinsandigen Strände von Giulianova,

Roseto degli Abruzzi, Montesilvano, Silvi Marina und Ortona in wenigen

Kilometern Entfernung von den mit Weinstöcken und Olivenhainen bewachsenen

Hängen liegen. Gerade von Ortona in der Provinz Chieti aus kann man in das

13 km im Landesinneren gelegene Dörfchen Crecchio fahren. In diesem

mittelalterlichen Weiler gibt es ein herzogliches Schloss, das ein Museum

mit einer Sammlung byzantinischer Altertümer beherbergt. In kurzer

Entfernung befindet sich die Gemeinde Miglianico, die einen sehr

gepflegten und den offiziellen Regeln entsprechenden Golfplatz besitzt.

Die Preise sind wahrlich spottbillig: 150 Euro für einen Golfkurs von acht

Stunden. Die Eintrittskarte erlaubt es, den ganzen Tag über zu spielen und

kostet lediglich 25 Euro!

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