Terra Italia

“Die Kultur-Städte Italiens”

Paolo Gianfelici

In Florenz fand kürzlich die Nationalkonferenz der Dezernenten für Kultur und Tourismus mit folgender Zielsetzung statt: Schaffung eines Verbunds des von Gemeinden, Provinzen und Regionen verwalteten künstlerischen Erbes mittels eines Netzes von Arte Cards. Die 37 schönsten Kleinstädte Italiens von Gradara (Marken) bis Apricale (Ligurien).




Scanno – Region Abruzzen
(Club der schönsten Kleinstädte) – Foto: Cesidio Silla „Scanno immagini“ edizioni RTM Roma

Florenz (Terra Italia) – Bekanntlich ist Italien das weltweit erste Land hinsichtlich seiner Denkmäler und seines architektonischen, archäologischen und kulturellen Erbes. Weniger bekannt ist dagegen, dass sich die Kulturschätze (Museen, Bibliotheken, Theater usw.) zum großen Teil in der Hand öffentlicher Gebietskörperschaften befinden. Im Jahre 2001 war die Zunahme der Besucherzahlen bei den lokalen Museumsstrukturen mehr als doppelt so hoch als bei den staatlichen Einrichtungen. Die Dezernenten für Kultur und Tourismus der italienischen Gemeinden, Provinzen und Regionen diskutierten bei ihrem Treffen in Florenz darüber, wie die über die Halbinsel verstreuten kulturellen Einrichtungen aufgewertet werden können, sowie über Probleme bei der Verwaltung, bei Internet-Auftritten und bei der Schaffung eines „verästelten“ musealen Systems.

Ein Beispiel für eine integrierte Verwaltung lokaler Dienstleistungen (Museen, Denkmäler, Verkehrsmittel, Geschäfte und Vertrags-Restaurants) sind die Arte Cards (ArtCards). Nach den Erfahrungen in Turin und Venedig ist die „Napoli Arte Card“ zeitlich die letzte Initiative. Sie konnte einen derartigen Erfolg verbuchen, dass die Region Kampanien bis 2003 ein Projekt zur Kreierung der „Campania Arte Card“ erarbeiten wird. Diese wird die wichtigsten und attraktivsten touristischen Orte (Neapel, Pompeij, Ercolano, Reggia di Caserta, Certosa di Padula und Paestum) einbeziehen und weniger bekannte touristische Routen entwickeln. Bald wird das System der ArtCards auch in Rom eingeführt werden.

Eine andere auf der Konferenz von Florenz besprochen Initiative ist der von der ANCI, der Nationalvereinigung der Gemeinden Italiens, geschaffene „Club dei Borghi più belli“ (Club der schönsten Kleinstädte). Worum geht es hierbei? Die „Borghi“ sind Orte mit einem historischen Zentrum, das von weniger als 2000 Personen bewohnt wird (die gesamte Gemeinde hat höchstens 15.000 Einwohner). Die urbanistischen Strukturen müssen homogen, verdichtet und harmonisch sein. Das vom Club ausgestellte Qualitätssiegel verpflichtet zu einer außergewöhnlichen Lebensqualität: In der Kleinstadt sind Schilder aus Aluminium, Drähte in der Luft, Parabolantennen, Verkehrschaos, Asphalt, aufdringliche Werbung usw. untersagt.

Bisher sind 37 italienische „Borghi“ dem Club beigetreten; einige davon sind bekannt wie Gradara in den Marken. Im dortigen Schloss verzehrten sich Paolo und Francesca in ihrer unglücklichen Liebe, die von Dante Alighieri besungen wurde. Andere sind weithin unbekannt, so Apricale, ein Dorf in Ligurien, das an einem Berghang klebt. Alles ist aus Stein erbaut und umgibt nachdenklich die prächtige Piazzetta, auf der man im 13. Jahrhundert zu leben scheint.
Info: www.anci.it/turismo E-Mail: borghitalia@anciservizi.it.

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