“An
einer Stadt genießt du nicht deren sieben oder siebenundsiebzig Wunder,
sondern die Antwort, die sie dir auf eine deiner Fragen gibt “. Im Lande
der “hundert Städte der Kunst” nimmt Terni einen ganz besonderen Platz
ein: Sein Ursprung liegt in der Antike, aber die Industrialisierung ab der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat das architektonische und
städtebauliche Aussehen seines historischen Zentrums stark verändert
(www.umbria2000.it, www.comune.tr.it, www.provincia.tr.it ).
Große Wasservorkommen haben aus Terni die bedeutendste Industriestadt
Mittelitaliens gemacht. Beim Besuch seiner Umgebung springt einem dieser
Gegensatz ins Auge: einerseits eine herbe und wilde Natur mit dem
Wasser-Schauspiel des Nera-Flusses, der 162 m tief in die “Cascata delle
Marmore” (Marmor-Wasserfall) hinabstürzt; andererseits in kurzer
Entfernung der Anblick schon seit Jahrzehnten verlassener
Industrieanlagen. Nach der Krise der 70-er und 80-er Jahre in der Eisen-,
Maschinenbau- und chemischen Industrie ist Terni jedoch in den letzten
Jahren wirtschaftlich wieder “zu Kräften gekommen”.
An den Wochentagen sind die 73 schönen und weiträumigen Zimmer und die
fünf Suiten des kürzlich renovierten Hotels “Michelangelo” vollständig von
italienischen und ausländischen Managern und Geschäftsleuten belegt. An
den Wochenenden sind allmählich immer mehr Touristen anwesend. Im
obersten, als Restaurant genutzten Stockwerk des “Michelangelo” kann man
die Spezialitäten der regionalen Küche kosten (Pizza mit Rucola und
zerteiltem Schafskäse aus Norcia, Ravioli mit Kichererbsen und Trüffeln,
Schweinehaxe mit Trüffelsoße) und gleichzeitig die Stadt und die
Landschaft aus der Höhe betrachten.
Was gibt es Besonderes in Terni zu sehen? Diese Stadt ist der wichtigste
Ort für die Industriearchäologie in Italien. In einem Territorium, das die
Valnerina ternana, die Ebene von Narni und die Niederung des
Velino-Flusses umfasst, befinden sich mehrere Dutzend aufgegebener
Kraftwerke und Elektrizitätsbetriebe, nunmehr unbewohnte
Arbeitersiedlungen sowie heute geschlossene Rettungsstationen, Schulen und
Ausbildungsstätten. Dies alles ist ein potentielles Freiluft-Museum, das
eine fundamentale Bedeutung für das Verständnis des
Industrialisierungsprozesses im Italien des 19. Jahrhunderts und während
des Faschismus darstellt, und zwar sowohl in Hinblick auf
Produktionsabläufe und Herstellungsprozesse als auch auf architektonische
und stilistische Lösungen für die Planung von Industrieanlagen und
Wohnhäusern. Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert war die Kuppel des
großen Hammerwerks der Eisenwerke von Terni das Symbol der industriellen
Revolution und des Mythos der “Stadt des Stahls”. Man beginnt eben erst
mit der Renovierung und dem Wiedergebrauch dieses bedeutenden Monuments.
Bei einigen Kesselanlagen ist dies schon der Fall, so bei den “Officine
Bosco” von Terni; bei anderen ist man noch im Planungsstadium, so beim
elektrochemischen Werk von Papigno.
In wenigen Kilometern Entfernung von der Stadt befindet sich die “Cascata
delle Marmore”, ein obligatorisches Reiseziel bei einer Grand Tour, das am
Nachmittag besucht werden sollte, wenn aus dem Westen einfallende
Sonnenstrahlen auf das Wasser scheinen. Einige zehn Meter vom Wasserfall
entfernt, kann man mit Rafting-Schlauchbooten “losfliegen” und drei
Kilometer auf Stromschnellen dahinflitzen (Centro Canoa “Le Marmore”, Via
N. Piccinini, I-00199 Roma, Fax: 0030-06-86212249).
Zehn Kilometer weiter erstreckt sich der kleine “Lago di Piediluco”. Er
ist zwischen grünen Hügeln eingezwängt und teilt sich in mehrere Arme mit
kristallblauem Wasser. An seinem Ufer liegt das von einer Burg überragte
Dorf Piediluco. Wie jedes Jahr wird vom 28. Juni bis 6. Juli 2001 die
“Festa delle acque” (Wasserfest) gefeiert, bei der Boote mit Allegorien
zum Thema der Sommersonnenwende den See befahren und nächtliche
Schauspiele auf dem Wasser stattfinden.
Piediluco ist ein nationales und internationales Wassersportzentrum für
Kanufahrer. Aber außer Wettkämpfen kann jedermann auf dem See Kanus für
Fluss- und Slalomfahrten benutzen. Ein künstlicher Kanal, der Wasser mit
hohem Druck in das Seebecken fließen lässt, schafft ideale Bedingungen, um
die grundlegenden Techniken des Kanufahrens in Fließgewässern zu lernen
und auszuüben ( Centro canoa “Le Marmore”).
Eine interessante Erfahrung ist es, ein ökologisches Boot zu besteigen, um
den See zu durchqueren und alle seine Verästelungen zu erforschen. Den
Velino kann man auch flussaufwärts befahren (Geschwindigkeit fünf Knoten),
Coop Velino, Via IV novembre, 73 Piediluco (Terni). Tel. 0039-0774-368555.