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Essen und TrinkenDie italienischen Weine des Gambero Rosso

Text und Fotos: Paolo Gianfelici



 Präsentation des Weinführers 2008 und Weinverkostung mit Hunderten ausgesuchter Sorten in der Città del Gusto.

Rom (TidPress) – Welche Zukunft steht dem italienischen Wein bevor? Diese Frage stellen sich die Autoren des Weinführers Gambero Rosso 2008. Nach den Jahren ausgeklügelter Kreationen, die auf den internationalen Märkten zu hohen Preisen verkauft wurden, lässt sich der Trend in der seit 2003 gültigen Losung “Rückzug auf der ganzen Linie!” zusammenfassen. Heutzutage spricht man hauptsächlich von Tradition, einheimischen Reben, Biodynamik und wenig invasiven Weintechnologien, aber auch von vernünftigeren Preisen.

Monleale

Canelli: Cantine Gancia

Im Lauf der letzten vier Jahre hat der Export italienischer Weine eine starke Steigerung erfahren. Das Jahr 2003 hatte Sorgen bereitet, da die Menge um 16% zurückgegangen war. Nach 2004 machte der Export erneute Höhenflüge. Ausgezeichnet waren die ersten sechs Monate des Jahres 2007 mit einem Zuwachs von +14% bei der exportierten Menge und einer Steigerung der Erlöse um +11,4% gegenüber der gleichen Periode des Jahres 2006.

In diesem Jahr wurden die drei Weingläser, die höchste Anerkennung des Weinführers Gambero Rosso, 305mal verliehen. An der Spitze liegt die Toskana mit 65 Auszeichnungen, gefolgt vom Piemont mit 62 (Friuli-Venezia Giulia: 28; Veneto: 27; Südtirol: 22; Sizilien: 15; Lombardei: 13; Marken: 11; Kampanien und Abruzzen: jeweils 10 usw.).

Die den Spitzenweinen gewidmete Abteilung des neuen Handbuchs beginnt mit der Erwähnung von Jahrgängen, aber nicht von Produktions- und Erntegebieten: „Wir sind davon überzeugt, dass beim Wein trotz aller technologischen Fortschritte die jeweilige Saison die Normen setzt“. Gerade 2004 war das herausragende Jahr für den Barbaresco, den Brunello da Montalcino, den Barolo, den Chianti Classico und den Amarone.

Der Weinführer wurde kürzlich in Rom in der Città del Gusto vorgestellt. Das Gebäude ist ein mit Glas, Zement und Stahl restaurierter gewaltiger Kornspeicher aus dem 19. Jahrhundert. Auf den Tischen der einzelnen Räume sind Hunderte von Flaschen mit erlesenen Weinen ausgestellt. Ich betrachte die Etikette und treffe meine Auswahl gemäß persönlicher Erinnerungen. Ich denke an Besuche in Weinbergen und Kellern, an Weinproben bei einem entspannten Schwätzchen mit den Winzern. Farbe, Aroma und Geschmack eines Weins sind gebunden an den Duft von Obstbäumen, die in der Nähe der Reben blühen, an die Zusammensetzung und an das Aussehen des Erdreichs, aber auch an das Temperament der Personen, welche die Trauben produzieren und vergären.

Ein Glas Wein in einer Vinothek zu trinken, bedeutet, die „Lage“ kennen zu lernen (sofern noch nicht geschehen), die ihn hervorbringt.

Der wohlschmeckende, mineralische Costa del Vento, ein mit drei Weingläsern ausgezeichneter Timorasso-Weißwein der Vigneti Massa, erinnert mich an ein unvergessliches Schauspiel der Natur in Monleale, auf den mit Reben bedeckten Hügeln bei Tortona: Die Sonne geht in der rot gefärbten Ebene unter, der Mond erhebt sich über dem Apennin. Der Milleunanotte 2004, ein schwerer, fruchtiger Nero d’Avola, und der frische, aromatische Fuga (aus Chardonnay-Trauben), einer der besten Weißweine aus sizilianischer Produktion, lassen die magische Atmosphäre der nächtlichen Lese in Donnafugata mitten in Sizilien wieder erstehen.

Glücklicherweise sind die besten Wein nicht immer auch teuer. Der günstigste Wein ist ein großer Pinot Bianco Praesulis (2006) aus Südtirol. Er hat den Duft von Pflaumen und weißen Blüten. Vom Gambero Rosso hat der Winzer (Gumphof – Markus Prackwieser) drei Weingläser für diesen Wein erhalten; er verkauft die Flasche für 10 Euro. Insgesamt produziert der Betrieb lediglich 35.000 Flaschen. Ich glaube nicht, das etwas davon unverkauft bleibt, zumindest nicht der Pinot Bianco Praesulis (2006).

Info:
www.gamberorosso.it

(Übers.: Richard Brütting)

26.11.2007

Rom: Città del Gusto

Rom: Città del Gusto

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