Carro (Tidpress) – Die Möglichkeit zum Besuch eines Konzerts der Berliner Philharmoniker hat in Italien Seltenheitswert. In einer Nacht mitten im Sommer ereignete sich in der kleinen Kirche von Carro, einem Dorf der Apenninen oberhalb der Cinque Terre, etwas gleichzeitig Zauberhaftes, Intimes und Außergewöhnliches.
Die Solisten der Berliner Philharmoniker (Erste Violine: Laurentius Dinca) interpretierten meisterhaft (sollte man das überhaupt erwähnen?) das 5. Brandenburgische Konzert und andere Stücke von Bach für ein aufmerksames Publikum in feierlicher Stimmung wie für ein Ritual. Es schien, als sei man am Hofe des Markgrafen von Brandenburg, den der Bürgermeister von Carro, Bruno Angelo Firenze, verkörperte. Er ist der Präsident des Gemeindeverbands Comunità Montana dell’Alta Valle Vara und der große Förderer des Paganini-Festivals.
Die Solisten der Berliner Philharmoniker Tidpress |
Die Solisten der Berliner Philharmoniker Tidpress |
Carro, der Herkunftsort der Familie von Niccolò Paganini, ist ein von Wäldern umgebenes Dorf auf halbem Weg zwischen dem Ligurischen Meer und dem Gebirge. Es erstreckt sich längs eines Maultierpfads, der von der Val di Vara in die Gegend von Piacenza emporführte. An den Türen einiger Häuser springen einem seltsame, in Sandstein gemeißelte Fratzen entgegen, die böse Geister abwehren sollen.
Die Burg Malaspina/ Tidpress |
Calice di Cornoviglio/ Tidpress |
Das Paganini-Festival, das von der Società dei Concerti aus La Spezia ins Leben gerufen und gefördert wurde, fand im Jahre 2006 zum fünften Mal statt und erlaubte mir den Besuch zauberhafter Orte des ligurischen Hinterlands, wie Calice di Cornoviglio. Vom Meer aus gelang man dorthin auf einer sehr engen Straße, die sich in dem mit Eichen und Kastanienbäumen bedeckten Gebirge dahinschlängelt.
Die Burg Malaspina, in der ein sehr schönes Konzert mit Stücken für Flöte (Massimo Mercelli) und Gitarre (Giampaolo Bandini) von Giuliani, Piazzolla und Rodrigo stattfand, klammert sich an einen Berggipfel und versperrt den Weg ins Tal. Mit dieser düsteren Trutzburg sind Legenden und wahre Geschichten von Kerkern und Folterkammern verbunden.
Oberhalb von Calice di Cornoviglio führt die Hochstraße der Monti Liguri vorbei, ein alter Weg, der auch heute noch aus gestampfter Erde besteht und auf dem man nach einigen Hundert Kilometern in Ventimiglia ankommt. Auf ihm zu laufen hat seinen besonderen Reiz, um Trekking an wilden Orten und mit dem Meer zu Füßen zu machen.
Info:
Società dei Concerti di La Spezia
www.sdclaspezia.it
31.08.2006
Carro/ Tidpress |
Carro/ Tidpress |