Florenz (TidPress) – Eine Geschichte wie aus einem Roman. In der die Hauptdarsteller zwei Kunstsammler sind und ein Künstler, Paul Cézanne (1839 – 1906), der in Italien zu Beginn des 20. Jahrhunderts unbekannt war und deshalb von der Kritik ignoriert wurde. Zwei junge Amerikaner, Egisto Fabbri und Charles Loeser, schätzten ihn aber schon damals sehr: Beide waren sie Sprösslinge reich gewordener Emigranten-Familien in New York. Und beide kauften vom französischen Maler Gemälde, die sie in ihren Florentiner Wohnungen für gute Freunde „ausstellten“. Die Bilder gingen in Laufe der Jahre eigene Wege und verließen Italien. Im März 2007 kehren sie zurück: Im restaurierten Palazzo Strozzi bringt eine große Ausstellung die Cézanne-Kollektion wieder in die toskanische Hauptstadt.
Paul Cézanne, Le rive della Marna, 1888 ca |
Paul Cézanne, La strada in salita, 1879-8 |
Die Geschichte erzählt vom Mäzenatentum und der Liebe für die Kunst: Egisto, der selber in New York Malerei studiert hatte, entdeckte Cézannes Genialität während einer seiner häufigen Aufenthalte in Paris. Er wurde ein guter Kunde des Kunstgaleristen Ambroise Volard. Im Jahre 1899 schrieb Egisto einen Brief an Cézanne, in dem er ihn um ein Treffen bat. Der Künstler weigerte sich. Er wollte auch einem so innigen „Verehrer“ nicht in Aix-en-Provence begegnen. Umso stärker war er überrascht, als er erfuhr, dass Egisto schon damals 16 seiner Bilder besaß.
Die persönlichen „Galerien“ Fabbris und Loesers befanden sich in gutbürgerlichen Wohnungen. Die Ausstellung im Palazzo Strozzi, in der man mehr als 50 Gemälde vom „Vater der modernen Malerei“ bewundern kann, baut die Atmosphäre der Wohn- und Schlafzimmer von damals nach. Man blickt also nicht nur auf Cézanne, sondern auch in das Privatleben der Kollektionisten.
Ins Rampenlicht rückt auch das Abenteuer der Familie Fabbri: Onkel Egisto Senior war in Amerika ein reicher Mann geworden. Nach seiner Rückkehr nach Florenz im Jahre 1885 ließ er ein marodes Viertel der Stadt neu hochziehen. Einer der acht Enkel, die mit ihm nach Italien kamen, war der nach ihm getaufte Egisto, italienischer „Entdecker“ von Cézanne.
Die Ausstellung präsentiert auch Zeugnisse von Egistos Jugend- und Studienjahren, zeigt die von ihm gemalten Bilder und erzählt von seiner späteren Leidenschaft, für die er seine Cézanne-Kollektion preisgab. In Serravalle in Casentino (bei Arezzo) hatte Egisto eine vom Erdbeben beschädigte Kirche entdeckt, die er restaurieren ließ. Gleichzeitig begeisterte er sich so für die „Gregorianischen Choräle“, dass er dem Dorf eine Gesangschule stiftete.
Im Jahre 1910 fand die erste große italienische Impressionismus-Ausstellung statt. Cézanne wurde endlich als Meister eingestuft. Auch in Frankreich verstand man erst nach seinem Tod im Jahre 1906, welche einschneidende Veränderung sein Werk in die Malerei gebracht hatte. Egisto Fabbri und Charles Loeser hatten die Größe des Impressionisten früher erkannt.
16.12.2006