Terra Italia

EventsFlorenz: “Ein Jahr für die Kunst”

Text und Fotos: Paolo Gianfelici



 Die Ausstellungen des Jahres 2009 beginnen mit “Sprechende Porträts” von Bernini und “Vorstellungen vom All von der Antike bis zum Teleskop von Galilei”

Florenz (TidPress) – Das eben begonnene Jahr erweist sich als sehr instabil hinsichtlich der Finanzwelt, der Produktion und daher auch der touristischen Ströme.
Auf die Schwierigkeiten des Augenblicks antworten die Direktion der Kulturgüter der Toskana und das Amt für das Historische und Künstlerische Erbe von Florenz mit einer großen Herausforderung für das Jahr 2009, nämlich mit einer Vermehrung der Ausstellungen und Events. Es werden die unterschiedlichsten und originellsten Themen vorgestellt, um ein zahlreiches Publikum mit italienischen und ausländischen Besuchern anzuziehen.
Der Kalender der kulturellen Veranstaltungen (“Un anno ad arte”), die von März bis Dezember in Florenz stattfinden werden, ist sehr reich und anregend. Ein Grund mehr, um diese Stadt, die so viel an künstlerischen Zauber zu bieten hat, zu besuchen und dort lange zu verweilen.

Villa Bardini, im Hintergrund Santa Croce

Villa Bardini,

Die große Events beginnen im Frühling mit “I marmi vivi. Gian Lorenzo Bernini e la nascita del ritratto barocco”. Das gemeißelte, nüchterne und strenge Porträt, das dank Bernini (1598-1680) eine außerordentliche Verbreitung im Rom der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefunden hatte, verwandelt sich in „sprechende Porträts“, in Figuren, die zu atmen und sich mit dem Publikum zu unterhalten scheinen..
Die gemeißelten Büsten werden mit gemalten Porträts einiger der Protagonisten der zeitgenössischen Malerei konfrontiert, die in Rom gearbeitet haben (Rubens, van Dyck, Velasquez, Pietro da Cortona).

“Erinnerungen an die Antike in der Kunst des 20. Jahrhunderts“ (Memorie dell’antico nell’arte del Novecento) im Palazzo Pitti, Museo degli Argenti, zeigt, wie die Kunst der Antike (von den Etruskern bis zur klassischen Epoche), des Mittelalters und der Renaissance, sich in den Werken der großen Maler und Bildhauer des 20. Jahrhunderts widerspiegelt (von Picasso zu Dalì, von Modigliani zu De Chirico, Morandi, Carrà etc.).
Die Ausstellung will die revolutionäre Kraft der Kunst des 20. Jahrhunderts gegenüber dem steril gewordenen historischen Neoklassizismus augenscheinlich demonstrieren. Es geht um 130 Werke, darunter eine Serie von Kombinationen wie den Keramiken von Giò Ponti und denjenigen aus den Archäologischen Nationalmuseen von Florenz und Rom.

Vor 400 Jahren vervollkommnete Galileo Galilei (1564 – 1642) das Fernrohr, richtete es auf das Himmelszelt und revolutionierte die Vorstellung vom All. Er öffnete der modernen Wissenschaft den Weg. Die von der Stiftung Palazzo Strozzi und vom Museum für Wissenschaftsgeschichte organisierte Ausstellung “Galileo. Vorstellungen vom All von der Antike bis zum Teleskop” (Galileo. Immagini dell’Universo dall’Antichità al telescopio) illustriert die mystischen und dichterischen Visionen des Kosmos in Ägypten und Mesopotamien: Ptolomäus’ komplexe Konstruktionen, die arabische Astronomie bis zu den heliozentrischen Thesen von Kopernikus, die Galileo und Kepler inspirierten.
Die der Erfindung des Fernrohrs gewidmete Sektion beherbergt das einzige originale Fernrohr Galileos, das bis heute erhalten ist.

Vor 400 Jahre starb Großherzog Ferdinand I. de’ Medici (1549 -1609). Die ihm gewidmete Ausstellung (“Maiestate Tantum” al Museo della Cappelle Medicee) umfasst eine Abteilung ausschließlich über seine Hochzeit mit Cristina di Lorena aus der französischen Königsfamilie. Sie wurde 1589 mit großer Pracht in Florenz gefeiert. Erstmals werden die großen Szene-Bilder gezeigt, die von Malern des Hofs der Medici angefertigt wurden, sowie die Aufbauten, die anlässlich dieses Ereignisses das Aussehen der Stadt für einige Zeit veränderten..
In Zusammenhang mit dem Thema der Hochzeitsfeierlichkeiten jener Zeit sind drei musikalische Initiativen vorgesehen, die im Dom, in der Basilika San Lorenzo und im Goldoni-Theater in Zusammenarbeit mit dem Musikalischen Mai von Florenz durchgeführt werden.

Während des Sommers findet in der Orangerie des Boboli-Gartens (Palazzo Pitti) die Ausstellung “Da Petra a Shawbak. Archeologia di una frontiera” statt.
Bekanntlich war Petra in Jordanien die Hauptstadt des Handelsimperiums der Nabatäer und kontrolliert die Weihrauchstraße. Die Stadt wurde dann von den Römern, Persern und Arabern eingenommen. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts erbaute der Kreuzzugs-König Balduin I. von Jerusalem zwei Festungen. Eine archäologische Mission der Universität Florenz arbeitet seit 20 Jahren an den Ausgrabungsstätten Petra und Shawbak.
Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit der Entdeckung einer authentischen Hauptstadt. Er kann den Schlüssel für das historische Verständnis von Petra liefern: Grenzland zwischen Mittelmeer und Arabien, zwischen Syrien und Ägypten.

Dies sind nur ein Teil der wichtigsten, für 2009 vorgesehenen Kunst-Ausstellungen. Angesichts einer Verminderung der in Florenz verkauften Eintrittskarten für die Museen um 10% und einer Abnahme der amerikanischen und japanischen Besucher um bis zu 20% war 2008 sicher kein rosiges Jahr für den Tourismus. Die Kürzungen der öffentlichen Mittel für die Durchführung künstlerischer Veranstaltungen werden 2009 etwa 10% betragen.
Mit einem begrenzten Budget und mit Unterstützung durch die Sparkasse von Florenz und andere Stiftungen versuchen die Kulturämter immer mehr und Besseres zu bieten.

Übersetzung: Richard Brütting

Info:

www.unannoadarte.it

I marmi vivi. Gian Lorenzo Bernini e la nascita del ritratto barocco
Bargello-Nationalmuseum
3. April – 12. Juli

Memorie dell’antico nell’Arte del Novecento
Palazzo Pitti
Museo degli Argenti
14. März – 12. Juli

Pittor imperiale. Pietro Benvenuti alla corte di Napoleone e dei Lorena
Palazzo Pitti, Galleria Palatina und Galleria d’Arte Moderna
10. März – 21. Juni

Galileo. Immagini dell’Universo dall’Antichità al telescopio
Palazzo Strozzi
13. März – 30. August

Ferdinando I de’Medici. Maiestate tantum
Museum der Cappelle Medicee
2. Mai – 2. November 2009

Il Fasto e la Ragione
Arte del Settecento a Firenze
Galleria degli Uffizi
30. Mai – 30. September

Da Petra a Shawbak. Archeologia di una frontiera
Firenze, Palazzo Pitti, Limonaia del Giardino di Boboli
13. Juli – 20 September

Inganni ad arte. Meraviglie del trompe l’oeil dall’antichità al contemporaneo
Palazzo Strozzi
16. Oktober 2009 – 24. Januar 2010

07.01.2009

Boboli-Garten und Palazzo Pitti


Weiterleiten:

© Copyright TidPress Terra Italia.