einer streng prohibitionistisch eingestellten Welt als eine Provokation
erscheinen. Der florentinische Verlag Alinari (www.alinari.it) hat
trotzdem seinen letzten Band mit dem Titel “Toscani, passione in fumo”
(Toskaner, Leidenschaft in Rauch) dem “Sigaro Toscano”, der toskanischen
Zigarre, gewidmet und das Buch letzthin der Presse vorgestellt. Der
“Toscano” ist ein regionales Produkt und genauso bekannt wie der “Chianti”
und der “Pecorino”
Die Hunderte von Fotos des Buchs, die größtenteils aus dem “Museo Storico
della Fotografia Fratelli Alinari” (Museum der Brüder Alinari für die
Geschichte der Fotografie) stammen, rekonstruieren nämlich ein wichtiges
Stück italienischer Lebensart in den letzten hundert Jahren. Welcher
Italiener, sei er berühmt oder unbekannt, hat in der Vergangenheit nicht
gewohnheitsmäßig den “Sigaro Toscano” geraucht, angefangen bei Giuseppe
Verdi über Giacomo Puccini, Mario Soldati und Pietro Germi bis hin zu den
Personen der Filme von Totò?
Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dem “Toscano” und
einer anderen berühmten Zigarre, der “Havanna”. Diese war jahrzehntelang
das Statussymbol der reichen Bourgeoisie und sozialer Aufsteiger; sie
besitzt einen raffinierteren Geschmack und liegt im Preis wesentlich
höher. Dagegen hat die italienische Zigarre einen angenehm bitteren
Geschmack und ein strenges Aroma. Zusammen mit einem Glas Wein war sie für
Generationen italienischer Bauern auf dem Lande die Begleiterin in den
Stunden der Arbeit und der Ruhe. Später verbreitete sie sich auch in
wohlhabenderen Schichten. Andere Zeiten – anderer Lebensrhythmus: Nicht
zufällig ersetzte die neurotische Zigarette im Laufe der zwei Weltkriege
die geruhsame Zigarre, als die militärischen Oberkommandos begeisterte und
sprungbereite Soldaten brauchten.
Gemäß der fotografischen Dokumentation des Buchs rauchen heutzutage
anscheinend nur noch zwei Kategorien von Italienern den “Toscano”:
Politiker und Journalisten ( Antonio Di Pietro, Fausto Bertinotti, Pier
Ferdinando Casini, Vincenzo Visco, Giuliano Ferrara usw.)
Ein “Toscano Antica Riserva”, hergestellt aus in Italien angebautem
Kentucky-Schnitttabak, ist ein völlig naturreines Produkt ohne Zusätze,
abgesehen vom Stärkeleim, der aus natürlichem Maismehl gewonnen wird. Es
ist gesagt worden, dass zwischen einem Zigarettenraucher und dem Verehrer
von Zigarren der gleiche Unterschied wie zwischen einem Alkoholiker und
dem Liebhaber eines Glases “Brunello” besteht.
Über die Tatsache, dass Rauchen der Gesundheit schadet, gibt es keinen
Zweifel. Manche Leute sind allerdings davon überzeugt, dass es für eine
gesunde Person nicht abträglich ist, eine oder zwei Zigarren pro Woche zu
rauchen. Zum Abschluss der Vorstellung des Buchs haben die Mitglieder des
Clubs “Maledetto Toscano” (‚Vermaledeiter Toscano‘ –
www.amicidellatoscana.it) im “Convitto della Calza” in Florenz eine
Kostprobe mit “Toscani Antica Riserva” veranstaltet und dazu “Brunello di
Montalcino”, “Moscatello di Montalcino” und “Grappa di Brunello”, alles
Produkte der “Tenuta La Poderina”, serviert. Man sagt, dass der “Brunello
di Montalcino” ein Wein zum ‚Meditieren‘ sei. Er ist angenehm außerhalb
der Mahlzeiten zu trinken, wobei man den ganzen Reichtum seiner Düfte und
seines Aromas entdecken kann. Wir haben dies zwischen der einen und der
anderen Rauchwolke überprüft: Der Geschmack des Brunello ist weich und
konzentriert, sein Aroma ist intensiv und erinnert an Früchte aus dem
Wald, an Vanille und Zimt.