Blaue Schale aus Pompeij (1. Jh. n. Chr.)
(Foto Museo degli Argenti)
Flaschenhalter (1. Jh. n. Chr.)
(Foto Museo degli Argenti)
Florenz ( Terra Italia) – Das Ticket zur Silbersammlung (museo degli argenti) des Palazzo Pitti ermöglicht dem Besucher nicht nur die Besichtigung der neuen Ausstellung „Vitrum. Das Glas zwischen Kunst und Wissenschaft im Zeitalter der Römer“ (Vitrum. Il vetro fra arte e scienza nel mondo romano), sondern stellt vor allem eine hoch interessante Zeitreise dar.
Über 400 archäologische Funde, die zum Großteil aus dem weltberühmten Archäologischen Nationalmuseum in Neapel und aus dem Antiquarium von Pompeji stammen, erinnern an eine längst vergangene Epoche: An ein Zeitalter, in dem antike Städte wie Pompeji und Herculaneum noch nicht vom Vesuvausbruch im Jahre 79 v. Chr. verschüttet und zerstört waren.
Vitrum basiert auf interdisziplinären Studien und entstand durch eine Zusammenarbeit von italienischen und ausländischen Wissenschaftlern, die das Glas in der Römerzeit nicht nur als Produktionsmaterial verstanden wissen möchten, sondern vor allem als Beitrag zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Glas stellte für die Bewohner der damaligen Städte ein kulturelles Phänomen dar, das heutzutage vielleicht am ehesten mit der Einführung von Plastik im 20.Jahrhundert verglichen werden kann.
Der übersichtlich geordnete Ausstellungsbereich gliedert sich in vier Abteilungen, die thematisch miteinander verwandt sind. Den Betrachter erwartet zu Beginn „Eine technologische Revolution“, d.h. der Ausstellungssektor, der sich der Einführung der Glasbläserei zur Römerzeit im Ersten Jahrhundert v. Chr. widmet.
Zu dieser Zeit begann man bereits Glas in Massen und in relativ kurzer Zeit zu produzieren, was es zu einem Material machte, das einer großen Bevölkerungsschicht zugänglich war. Die Römer hatten die Glasbläsertechnik von eingewanderten, orientalischen Handwerkern übernommen und sie zu einer wahren Kunst erweitert, die noch in keinem anderen Gebiet dermaßen ausgereift war und über Jahrhunderte hinweg unübertroffen blieb. Mosaike, Teller, verzierte Vasen und Gläser, und eine große Anzahl von Manufakturarbeiten beweisen das hohe Niveau und auch die Experimentierfreude der Römer bei der Glasproduktion.
Im zweiten Teil, „Eine Revolution der Sitten“, kann man in fünf Häuser aus Pompeji „eintreten“ und den unterschiedlichsten Gebrauch von Glasgegenständen im Alltag bewundern. Die Behausungen, die vom reichen Patrizierhaus bis zur einfachen Arbeiterhütte reichen, zeigen die Verwendung von Glas im täglichen Leben. Behälter von Speisen und Getränken, Medizinfläschchen und Kosmetikdosen wurden ebenso wie Einrichtungsgegenstände immer mehr aus Glas angefertigt.
In „Eine architektonische Revolution“ wird die Aufmerksamkeit des Besuchers auf die Bedeutung von Glas als Beleuchtung der Häuser gelenkt. Die dargestellten Funde beweisen, dass Glasfenster zur Römerzeit viel verbreiteter waren, als man annehmen möchte.
Die entscheidende Bedeutung des „neuen Materials“ wird auch an der beeindruckenden Nachkonstruktion einer Wand mit gläsernen Fensterscheiben der Casa Dell’Atrio a Mosaico di Ercolano (Haus mit Vorhalle und Mosaiken in Herculaneum) erkennbar.
Im letzen Teil der Ausstellung „Eine wissenschaftliche Revolution“ wird das Glas als Inspiration für Philosophen und Forscher verstanden, die davon ausgehend ihre Studien betrieben. Astrologen verwendeten Glas für die Konstruktion ihrer Modelle, wissenschaftliche Experimente konnten in Glasbehältern besser durchgeführt werden und Glas wurde auch in Bereichen wie der Mechanik genutzt; alles wichtige Hinweise auf die enge Verbindung von Kunst und Wissenschaft.
INFO:
Vitrum. Il vetro fra arte e scienza nel mondo romano.
27.3 – 31.10.2004, Museo degli Argenti, Palazzo Pitti, Florenz
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag
8.15-18.30 im April, Mai, September und Oktober
8.15-19.30 im Juni, Juli und August
Erster und letzter Montag im Monat geschlossen
Weitere Informationen: Firenze Musei, Tel.: +39 055 2654321