Insel Asinara (Tid Press) – Vor der Halbinsel Stintino in der nordwestlichen Region Nurra liegt eine kleine Insel namens Asinara, die vor elf Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und dadurch ihre Ursprünglichkeit behalten hat. Das knapp 50 km² große Fleckchen Land mit seinen etwa 700 Einwohnern, das zur Provinz von Sassari gehört, wird von einem türkisblauen Meer umspült, in das man an malerischen Buchten mit weißen Sandstränden eintauchen kann.
Das kleine Eiland weist eine überraschende Geschichtsträchtigkeit auf, denn die ersten menschlichen Spuren gehen bereits auf das neolithische Zeitalter zurück. Die alten Römer nannten sie erst Herculis Insula und später Insula Sinuaria, daher auch der heutige Name Asinara, was soviel wie gewunden heißt, dank der buchtenreichen und zerklüfteten Küstenlandschaft.
Eine Klosterruine auf dem höchsten Berg zeugt von Anachoreten, die bis 1580 dort gelebt haben und das Kloster verließen, nachdem das ihrer Glaubensbrüder auf Montecristo zerstört wurde.
Vom 14. bis zum 18.Jahrhundert stand die Insel unter katalanisch-aragonesischer Herrschaft und geriet dann 1718 unter die der Savoyer. Im Laufe der Zeit siedelten sich Fischer und Schäfer aus Ligurien an und 1842 wurde Asinara in die Gemeinde von Porto Torres einbezogen.
König Umberto I beschloss schließlich, dort eine ländliche Strafkolonie und Quarantänestation einzurichten und befahl allen Ansiedlern, die Insel zu verlassen, die von 1885 bis 1998 der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich war.
Wildlebende leuzistische Esel |
Türkisblaues Meer und Macchia Mediterranea |
Während des ersten Weltkriegs wurde hier ein Lazarett eingerichtet, in dem etwa 25.000 österreichisch-ungarische gefangene Kaiserjäger unter Quarantäne gehalten wurden. Denn die Sümpfe waren damals noch nicht trocken gelegt und die Malaria grassierte ungehindert, woran schließlich 6000 der Soldaten zugrunde gingen. Ihre Gebeine werden heute in einem Ossarium aufbewahrt, das 1936 als Alternative zu den Massengräbern errichtet wurde.
Im zweiten Weltkrieg diente die Insel ebenfalls als Kriegsgefangenenlager und Militärlazarett für Tuberkulosekranke. In den 1960er Jahren wurde das Fort in ein Hochsicherheitsgefängnis verwandelt, in das Italiens Schwerverbrecher verbannt wurden. Hier fristeten Mafia-Bosse und andere Kriminelle wie Salvatore Riina, Gaetano Badalamenti, Raffaele Cutolo und Matteo Boe ihr Dasein. Das italienische Alcatraz war dafür berühmt, dass in all den Jahren nur zwei Häftlinge entkommen konnten.
Mitte der 80er Jahre hielten sich die Antimafia-Untersuchungsrichter Falcone und Borsellino aus Sicherheitsgründen für einige Zeit auf der Insel auf, um ungestört ihre Ermittlungen weiterführen zu können. 1998 wurde das Gefängnis schließlich geschlossen und ist inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden.
Doch die Insel Asinara ist nicht nur deswegen ein Besuch wert. Sie steht wie gesagt unter strengem Naturschutz und hier gibt es sogar noch die vom Aussterben bedrohten leuzistischen Esel, die zusammen mit Wildschweinen, Ziegen und Mufflons wild leben.
2004 wurde ein Wasserschildkröten-Krankenhaus eingerichtet, wo Schildkröten, die durch unsachgemäßen Fischfang verletzt oder versehentlich gefangen wurden, gesund gepflegt werden, um wieder in ihre natürliche Umgebung zurückkehren zu können.
Die in großen Becken schwimmenden Panzertiere dienen auch zu didaktischen und Forschungszwecken und können zu bestimmten Zeiten besichtigt werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Insel zu erforschen, jedoch nur mit Führungen und nie auf eigene Faust.
Für Gehfaule werden Rundfahrten im Bus, im Touristenzügelchen oder im Jeep organisiert. Sportlichere Besucher hingegen können zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd die typische mediterrane Vegetation von Nahem betrachten, die trotz des geringen Niederschlags seltene Exemplare an Pflanzen und Heilpflanzen aufweist.
Wassersportfans haben die Möglichkeit, die Unterwasserwelt tauchend zu erkunden oder mit dem Segelboot die malerische Küste abzufahren.
Obwohl es einige Siedlungen und Besichtigungszentren gibt, fehlt es noch an Beherbergungsmöglichkeiten, deshalb sind bis jetzt nur Tagesausflüge möglich.
Jedoch gibt es in und um Stintino und Porto Torres an der Nordküste Sardiniens genügend Hotels und Campingplätze, wo man einen Urlaub an traumhaften Stränden verbringen kann.
Eine Fähre verkehrt mehrmals täglich zwischen dem Touristenhafen Stintino und Fornelli auf der Insel Asinara. Hier befindet sich auch das Besucherzentrum, in dem man sich für die geführten Besichtigungen anmelden kann.
Info
www.parcoasinara.org
www.escursioniasinara.it
www.scoprisardegna.com
16.09.2009
Eine Wasserschildkröte in ihrem ‘Krankenbett’ |
Der Innenhof des Gefängnisses |