Florenz (Tid-Press) – Zimmer mit Aussicht: Auf der Piazza Santo Spirito liegt einem das echte Florenz zu Füßen. Von hier aus sieht man die Stadt, wie sie der Mehrheit der Touristen unbekannt ist. Florenz ist nach wie vor ein Olymp des Kunsthandwerks, das von der Hektik unserer Zeit unberührt geblieben ist. Wie in der Renaissance, als sich die Meister ihre „Bottega“ – sprich: Laden – hielten, gedeiht hier das fingerfertige Gewerbe noch wie in der guten alten Zeit.
Nach S. Frediano kommt man über den glorreichen Ponte Vecchio. Dieses Viertel befindet sich im Oltrarno, also jenseits des Flusses, und bietet auf Schritt und Tritt Überraschungen. Während das Zentrum oft vor Passanten zu platzen droht, spielen die Kinder hier – nur ein paar Minuten weiter – auf der Piazza Fußball. Kulisse ist die schlichte weiße Fassade von S. Spirito. Vitalität muss nicht unbedingt Lärm bedeuten: Hier ist alles entspannt und trotzdem voller Leben. Im Netzwerk der Gassen walten die Handwerker.
Piazza S.Spirito |
Piazza S.Spirito |
In der Via S. Spirito verkörpert ein uraltes Firmenschild ein Fabelwesen: den
Hypogryphen, eine Kreuzung aus Adler (Kopf und Schwingen), Löwe (Tatzen) und Pferd (Körper). Am Eingang flackern nachts noch Kerzen in schmiedeeisernen Laternen, während in der Kunstküche versierte Hände „acquaforti“ (Radierungen) fertigen. Besitzer Gianni Raffaelli erklärt, dass die Wurzeln seiner Kunst 500 Jahre zurückreichen. Seitdem hat sich wenig geändert.
Um Kunst billiger zu machen und gleichzeitig zu verewigen, überzog man damals eine Kupferplatte mit Harz-Lack. In diese Schicht wurde das Bild eingraviert. Die Platte wurde in Salpetersäure gelegt, um die Harz-Linien im Kupfer sichtbar zu machen. Je stärker die Linien gezeichnet werden, desto länger müssen sie in der Säure bleiben. Die Nuancen sorgen für Schattierungen. Die Platte wird zuletzt mit Druckfarbe eingerieben und auf Papier gepresst. Jede Radierung ist nur etwa 500 mal druckbar. Danach sind die Linien auf dem Kupfer nicht mehr deutlich.
In der Juwelen-Schmiede von Aliani e Perini ist das Material weitaus anspruchsvoller und teurer. Gold und Edelsteine sind die Elemente, aus denen moderne Schätze mit der Bravour der Altvorderen gefertigt werden. Benvenuto Cellini erfand im Jahre 1600 eine Methode, um aus einem Wachsmodell mit flüssigem Gold kleine Skulpturen zu gießen. Die magische Kleinodküche befindet sich in einer kleinen Wohnung und ist nur auf Anfrage zugänglich.
Maestro Giuliano |
Aliani e Perini orafi |
Typisch für den Florentiner Geschmack sind kleine Objekte wie Rahmen und Schachteln aus Metall, die mit bunten Lack dekoriert werden. Solche Miniaturen fertigt seit mehr als vierzig Jahren Maestro Giuliano an. Angefangen hat er als Lehrling, und jetzt exportiert er seine Kreationen mit zierlichen bunten Blumen in die ganze Welt. Das Metall wird in einer Presse in eine dekorative Form gebracht und danach mit Gold oder Silber und mit den handgemalten Mustern verziert. Die Werkstatt findet sich direkt an der Piazza S. Spirito, in einem Renaissance-Palazzo mit kleinen Innenhof und großem Charme.
Info:
Hotel Rivoli
Via della Scala 33 – Florenz
Tel. +39 055 27861
www.hotelrivoli.it
L’Ippogrifo stampe d’arte
Via S. Spirito 5r – Florenz
www.stampeippogrifo.com
Aliani e Perini orafi
Via Rammaglianti 8 – Florenz
alianiperini@libero.it
Carlo Cecchi di Giuliano Ricchi
Piazza S. Spirito 8 – Florenz
09.05.2008