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ReisewegeIschia – eine Insel mit glühendem Herzen

Text und Fotos: Cora Ebeling



 Die größte Insel im Golf von Neapel bewährt sich seit Jahrtausenden als Kur- und Erholungsort, bietet aber auch viel Sehenswertes

Ischia (TidPress) – Nicht umsonst ist die Insel Ischia in der Geschichte als „Insel des Wohlbefindens“ oder „glückliche Insel“ bekannt. Die therapeutische Wirkung ihrer Thermalquellen wurde schon in der Antike geschätzt. 770 v.Chr. gründeten aus Eretria und Chalkidiki stammende Griechen die erste Siedlung auf dem Hügel Monte Vico im Westen der Insel. Hier entstand die Sage aus der griechischen Mythologie von Typhon, dem rebellischen Giganten, der von Zeus unter die Insel Pithecusae, dem heutigen Ischia, verbannt wurde und seit dem Flammen und heißes Wasser speit und ab und zu Erdbeben verursacht. Auch Strabo und Plinius erwähnten die Insel mit dem „glühenden Herzen“ in ihren Schriften und gegen Ende der römischen Republik geriet die Insel in den Besitz Oktavians, dem späteren Kaiser Augustus, der sie aber kurz darauf gegen die Insel Capri eintauschte.

Hochzeitsfotos am Castello Aragonese

Chiesa del Soccorso bei Forio

Nach jahrhundertelanger Vergessenheit wurden die Thermalquellen im 16.Jahrhundert von dem Arzt Giulio Jasolino wiederentdeckt, der am Königshof von Neapel tätig war. Daraufhin erlangten sie endgültige Berühmtheit und weckten das Interesse der Forscher weltweit. Auf der ungefähr 46qm großen Insel befindet sich die größte Konzentration an Thermalquellen Europas, 103 Quellen, 29 unterirdische Becken und 69 Fumarolen sorgen für nie versiegendes Heilwasser, das Besucher jeden Alters zu jeder Jahreszeit anlockt.

Inzwischen ist die Insel zu einem der berühmtesten Kurzentren Italiens geworden und während der Saisonzeit, die hier 8 Monate im Jahr dauert, kommen etwa sieben Mio. Besucher aus der ganzen Welt, darunter sehr viele Deutsche. Deswegen findet man oft Straßenschilder und Inschriften auch in deutscher Sprache. Das größte und meist besuchte öffentliche Thermalbad ist Poseidon mit einer Aufnahmefähigkeit von 2500 Gästen, gefolgt von Castiglione und Negombo, das etwas kleiner ist und sich von den Preisen her für ein gehobeneres Klientel eignet. Casamicciola Terme ist mit Lacco Ameno wohl der bekannteste Kurort dank seiner reichen Thermalquellen. Beide Orte wurden durch ein großes Erdbeben 1883 stark beschädigt. Trotzdem hielten sich hier berühmte Persönlichkeiten auf wie Giuseppe Garibaldi, der nach der Schlacht von Aspromonte seine Wunden ins heilende Wasser tauchte oder Henrik Ibsen, der, von der Schönheit der Natur inspiriert, Teile seines Dramas Peer Gynt schuf.

Doch ein Urlaub auf Ischia bedeutet nicht nur Thermalbäder, eine Inselrundfahrt lohnt sich absolut, denn für Kultur- und Naturbegeisterte gibt es allerhand zu sehen.
Jeder Ort hat eine eigene Geschichte und einen eigenen Dialekt, was von den verschiedenen Eroberungen herrührt. Das sieht man auch an der Architektur, denn kein Ort gleicht dem anderen von der Bauweise her.
Forio im Westen der Insel ist flächenmäßig die größte Ortschaft, in der Turm und Bauweise deutlich von der Anwesenheit der Sarazenen zeugen. Von hier aus kann man bei schönem Wetter sogar die Pontinischen Inseln erkennen.

Mit Ischia war früher nur die Citta d’Ischia gemeint, der malerische Ort in Ischia Ponte, wo sich der imposante Castello Aragonese befindet, eine Festung aus dem 5.Jahrhundert v.Chr., die auf einem Felsen vor der Küste liegt und durch eine Brücke mit der Insel verbunden ist.
Während ihrer bewegten Geschichte wurde sie von mehreren Eroberern eingenommen, darunter West- und Ostgoten, Araber, Normannen, Schwaben, Anjou und Aragonesen, woher letztendlich der Name stammt. Außerdem hatten Statthalter und Bischof dort ihren Sitz. Die Festung ist heute Privatbesitz und kann besichtigt werden.
Der ca. 800 Meter hohe Vulkan Epomeo, der höchste Berg der Insel, ist in seinem Inneren immer noch aktiv und kann zu Fuß bestiegen werden. Die Mühe lohnt sich, denn von dort hat man einen atemberaubenden Blick auf die ganze Insel mit dem tiefblauen Meer rundherum und die mit Eichen, Kastanien- und Akazienbäumen bewachsenen Hänge.

Trotzdem der Tourismus auf Ischia ständig wächst und die wichtigste Einkommensquelle der Bewohner darstellt, sind doch Traditionen und Bräuche noch sehr lebendig und auch der Tagesablauf der Ischianer unterscheidet sich nicht sehr von früher, in gewisser Weise scheinen die Uhren hier noch etwas langsamer zu ticken. Wer kein Hotel oder Unternehmen führt oder sonst im Fremdenverkehr tätig ist, macht das, was die Vorfahren schon gemacht haben: Die Fischerei wurde seit jeher nur von einigen Einheimischen betrieben, vorwiegend leben hier Winzer (der Weißwein der Insel ist sehr zu empfehlen) und vor allem Bauern, was für Inselbewohner eigentlich seltener ist. Doch die landwirtschaftliche Tradition hat tiefe Wurzeln, außer Wein und Oliven werden hauptsächlich Tomaten, Peperoni, Zitronen, Feigen, Datteln und Granatäpfel angebaut, die an malerisch ausgelegten Straßenständen zum Verkauf angeboten werden. Das gilt auch für die Korb- und Keramikwaren, die noch auf traditionelle Weise hergestellt werden und als Mitbringsel von einem Aufenthalt auf Ischia nicht fehlen sollten.

Wer das Auto zu Hause lassen will, kann dort eins mieten oder sich bequem mit den öffentlichen Bussen oder mit den Taxis oder „Microtaxis“ fortbewegen, die auch Inselrundfahrten anbieten. Allerdings sollte der Preis vorher vereinbart werden.
Die Insel besitzt keinen Flughafen und ist nur mit der Fähre von Neapel oder Pozzuoli erreichbar, die Überfahrt dauert eineinhalb Stunden oder eine dreiviertel Stunde mit dem Tragflächenboot.

Info
www.ischia.org
www.ischiaonline.it

22.10.2009

Das Städtchen Forio d’Ischia im Westen der Insel

Landwirtschaftliche Erzeugnisse der Insel

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