Pompeji (TidPress) – Am 2. August, nach einem fast einwöchigen Romaufenthalt, führte mich eine Bildungsreise mit Lehrern des Alten Gymnasiums Bamberg nach Neapel. Bei einem Stadtbummel konnte ich verfolgen, wie leckere Pizza, eine mir bis dahin unbekannte Speise, am Straßenrand zubereitet und gebacken wurde – ein Foto hat die Szene festgehalten.
Der nächste Tag war dem Besuch der Ausgrabungsstätten in Pompeji gewidmet. Ausführlich schildert der von den Mitreisenden verfasste Reiseführer die geologischen Gegebenheiten des Vesuvs und die Umstände seines Ausbruchs am 24./25. August 79 n. Chr., der zum Untergang der blühenden, wenngleich durch ein Erdbeben im Jahre 62 n. Chr. bereits geschädigten Stadt führte. Hierzu hatten wir vor allem die Briefe VI, 16 und VI, 20 von Plinius dem Jüngeren studiert, in dem dieser der Nachwelt einen Bericht vom Tod seines Onkels hinterlassen hat, der als Beobachter der Tragödie vermutlich an giftigen Gasen erstickte, als er vergeblich versuchte, Freunde zu retten. Die Gewalt der Naturkatastrophe stand der aktuellen in Japan kaum nach. Allerdings hatte sie nicht auch noch eine atomare Verstrahlung des Lebensraums zur Folge.
Pizzabäckerei am Straßenrand |
Das Forum von Pompeji |
Bei der ältesten, authentisch dokumentierten Naturkatastrophe der Menschheit wälzte sich eine furchtbare Schlammlawine von der durchbrochenen Kraterwand zur Küste und schob diese 200 m vor. Haushohe Wellen und Erdbeben verwüsteten die Landschaft, die tagelang von Finsternis eingehüllt war. Die Städte Pompeji, Herkulaneum und Stabiae wurden von Lapilli und anderem Auswurfmaterial verschüttet. Im Umkreis von 10 – 15 km lagen Bimssteine und aschenartige Sandmassen 5 – 7 m hoch. Etwa 2.000 Bewohner Pompejis starben durch giftige Gase oder wurden von vulkanischem Gestein erschlagen.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts werden Pompeji und Herkulaneum wieder ausgegraben; sie sind ein einmaliges Zeugnis der Kultur der Antike. Auf Schritt und Tritt begegneten wir bei unserer Besichtigung monumentalen Überresten wie den Säulen am Forum, aber auch zierlichen Wunderwerken wie dem mit Muscheln, bunten Glassteinen und Marmor verzierten Mosaikbrunnen im „Haus mit dem kleinen Brunnen“ an der Via di Mercurio. Besonders eindrucksvoll sind mir die farbenprächtigen, rätselhaften Wandmalereien der Mysterienvilla in Erinnerung geblieben, auf denen die Initiation eines jungen Mädchens in die streng geheimen dionysischen Mysterien dargestellt ist. Der gealterte Silen und der trunkene Dionysos sind bei den Riten anwesend, deren Bedeutung noch nicht völlig erschlossen ist.
Etwa zweieinhalb Millionen Menschen besuchen alljährlich die Ausgrabungen von Pompeji. Sie sind ein historischer Glanzpunkt Italiens und ein touristisches und bildungsmäßiges Highlight. Umso bedauerlicher ist es, dass durch Unachtsamkeit und fehlende Geldmittel immer wieder Schäden an den antiken Bauten auftreten, ja sogar ein gesamtes Gebäude in sich zusammengestürzt ist, so geschehen am 6. November 2010 mit dem Haus der Gladiatoren.
25.04.2011