Stromboli (TidPress) – Nach dem Besuch der eindrucksvollen Ruinen von Pompeji, das ein gewaltiger Ausbruch des derzeit schlafenden Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. verschüttet hatte, stand eine Fahrt zu einem höchst aktiven Vulkan, dem Stromboli, auf dem Programm. Am 3. August legte die Fähre um 19.30 Uhr im Hafen von Neapel ab und erreichte die Insel am nächsten Morgen gegen 6 Uhr. Schon die Ausschiffung war ein Erlebnis: Stromboli hatte damals keinen Hafen, deswegen ging es von der Fähre in kleine Fischerboote, die uns an Land brachten. Im Reisetagebuch wird der Zustand der Insel, wie er sich vor 50 Jahren darbot, sehr anschaulich beschrieben:
Blick auf Strombolicchio |
Ankunft auf der Vulkaninsel |
„Aus den Tiefen des Tyrrhenischen Meers steigt wie ein streng symmetrischer Kegelstumpf der gewaltige Stromboli mit seinen Lavamassen empor. Abweisend, unheimlich erscheint den ankommenden Reisenden dieser Aschenkegel im Meer, von dessen Spitze unaufhörlich wie aus einem mächtigen Schlot die Schwaden steigen, eine Rauchfahne über einem riesenhaften Meiler.
Stromboli, die alte Seeräuberinsel, die nördlichste der Isole Eolie o Lipari, die sich mit unzähligen vorgelagerten Klippen und Bänken wie ein Siebengestirn zwischen Sizilien und Kalabrien im tintenblauen Meer ausbreitet, kennt heute wie vor 100 Jahren weder elektrisches Licht noch lärmende Autos und Rundfunk … Der Berg beherrscht das Sein und Werden auf der Insel, er beherrscht das Tun und Treiben auf dem gut 500 m Badestrand aus schwarzem Lavakies und den langsam anhebenden Touristenrummel. Vielleicht grollt er deswegen und wird morgen seine Lavaströme ins Dorf hinunterschicken, so daß übermorgen nichts mehr davon bleibt als weitgedehnte Aschenfelder, wie sie im Norden der Insel von den Kratern bis hinab ins Meer reichen. […] Furchtbar ist deswegen selbst den Einheimischen das Gefühl der ständigen Bedrohung durch den Vulkan, der monatelang zu schlafen scheint und urplötzlich ausbrechen kann. Das Dorf Stromboli ist heute schon so etwas wie eine Totenstadt. Mehr als die Hälfte der weißgetünchten, aus Lavagestein gemauerten Häuschen ist verfallen oder verlassen. Man wandert aus. Es gibt keine Familie, die nicht Söhne oder Töchter in Kanada oder Australien hat.“
Den ersten Tag verbrachten wir am fast menschenleeren schwarzen Strand. Wir streiften durch den verlassenen Ortsteil San Vincenzo, badeten im Meer oder gönnten uns eine Siesta in einer der nicht mehr bewohnten Behausungen. Geschäft und Hotels waren nicht vorzufinden. Dagegen überwucherte Opuntien und allerlei Gestrüpp die verfallenden Häuser – romantisch, dem Tourismus aber wohl nicht sehr zuträglich …
(wird fortgesetzt)
20.05.2011
Am schwarzen Lavastrand |
Stromboli: Haus eines Emigranten |