Mazara del Vallo (TidPress) – Gelbe Blüten überall, meist so genanntes Unkraut, sind für den Touristen aus dem Norden die erste Überraschung, wenn er mitten im Winter Sizilien besucht. Man lande mit dem Flugzeug beispielsweise in Palermo und komme dann per Bummelzug, vorbei am schroffen Küstengebirge, nach gut zwei Stunden in Mazara del Vallo an. Schon der gefällig renovierte Bahnhof imponiert. Die engen, verwinkelten Gassen im uralten Stadtkern erinnern an die zahlreichen Invasoren, die, vom Meer kommend, sich in Mazara angesiedelten. Als bedeutendes religiöses Zentrum ist die Stadt übervoll mit Kirchen und Klöstern. Im Umkreis von 100 m um die zentrale Piazza della Repubblica soll es etwa 100 Gotteshäuser geben. Besonders eindrucksvoll sind die barocke Kathedrale und die zwischen 1124 von den Normannen errichtete, fast unverändert erhaltene Kirche San Nicolò Regale.
Kathedrale und Priesterseminar |
Sizilianischer Barock am Jesuitenkolleg |
Vor allem aber verblüfft die eben erst fertig gestellte, vornehme Strandpromenade „Lungomare San Vito“. Zum Verweilen mit Blick aufs Mittelmeer laden aus edlem Travertin gehauene Ruhebänke ein. Aufwändig gegen Parasiten geschützte Palmen künden die afrikanische Küste in etwa 200 km Entfernung an. In der multiethnischen Stadt Mazara (52.000 Einwohner) leben etwa 8.000 Ausländer, meist Tunesier, die gut integriert sind und traditionell als Fischer arbeiten – Mazara ist der bedeutendste Fischereihafen Italiens – und in einem arabisch geprägten Stadtviertel wohnen.
Die Vergangenheit der immer wieder von Eroberern besetzten Stadt spiegelt sich in zahllosen geschichtsträchtigen Denkmälern und Bauwerken. Nach den Phöniziern, auf die der Ortsname zurückgeht, den Griechen, Karthagern, Römern, Wandalen, Ostgoten und Byzantinern war die Stadt von 827 an im Besitz der Araber. 1072 fiel sie an die Normannen. 1097 berief Graf Roger in Mazara das erste sizilianische Parlament von Bischöfen und Adligen ein, wovon der „Normannische Bogen“, ein Überrest der normannischen Trutzburg, noch heute kündet.
Ein erlesenes Kunstwerk aus griechischer Zeit ist der vermutlich von Praxiteles geschaffene, überlebensgroße „Tanzende Satyr“, der am 4. März 1998 aus dem Mittelmeer zwischen Tunesien und der Insel Pantelleria geborgen worden ist. Ein eigenes Museum in der früheren Kirche Sant’Egidio beherbergt diese außergewöhnlich ausdrucksvolle Skulptur aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die einen orgiastischen Tänzer darstellt, wie er in göttlicher Trunkenheit mit zurückgeworfenem Kopf und wallendem Haupthaar zum Sprung ansetzt. Neben den Bronzen von Riace ist der „Tanzende Satyr“ die wohl bedeutendste antike Bronzefigur, die nach aufwändiger Restaurierung in Italien zu sehen ist.
Sizilianische Speisen bietet das Café Garibaldi an. Besonders lecker ist das riesige, orientalisch gewürzte „Antipasto rustico“ aus Artischocken, gratiniertem Radicchio, Tomaten-Bruschetta, Fleischbällchen in süßsaurer Soße, Würstchen mit Zwiebeln, Frikadellen mit knusprig gebratenem Gemüse. Den Magen füllt eine herzhafte Bohnensuppe mit wildem Fenchel, wozu ein kräftiger Nero d’Avola mundet. Ein Schwertfischgericht rundet das Menü ab.
Info:
www.comune.mazara-del-vallo.tp.itI – 91026 Mazara del Vallo
Azienda Provincale del Turismo
Piazza S. Veneranda
Tel.: +39-0923 941727
Café Garibaldi
Via Garibaldi, 53/55
Tel.: +39-347.4440170
E-Mail: info@cafegaribaldi.it
www.cafegaribaldi.it
14.02.2011
San Nicolò Regale (1124) |
Santa Veneranda (Fassade) |