Rom (TidPress) – Von Rom versteht man vieles, wenn man die Busfahrer der Verkehrsgesellschaft Atac beobachtet. Sie stehen in Gruppen an den Endhaltestellen und reden unter Männern, auch wenn jetzt immer mehr Frauen die öffentlichen Verkehrsmittel steuern. Sie scheinen lustlos und arrogant, aber wenn man eine Information braucht, lächeln sie jeden an, sind höflich und zuvorkommend.
Rom hat viele Gesichter, die wundersam ineinander verschmelzen und zueinander passen. Es hat wenig Sinn, ein starres Besichtigungsprogramm auszuarbeiten. Das Beste ist, sich in der Ewigen Stadt treiben zu lassen und ganz einfach zu leben. Ratsam ist es, lächeln zu lernen. Zum römischen Lächel-Erlebnis gehört eine Portion Fatalismus: Es kann schon sein, dass man sich etwas Bestimmtes vorgenommen hat, aber es wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht klappen. Rom schafft es dennoch, mit seinem (fast immer) blauen Himmel und der faszinierenden Altstadt den falschen Tag wieder zum richtigen zu machen.
Blick auf St. Peter |
Auf der Terrasse des Pincio |
Als Mittelpunkt der Stadt suche man sich die Piazza San Silvestro aus. Hier kommen viele Busse an, und von hier aus ist alles nah: Piazza di Spagna, Piazza Navona, Fontana di Trevi, Pantheon, aber auch die Kaiserforen, das Kolosseum, die Engelsburg und St. Peter. Haben Sie schon davon geträumt, diesen monumentalen Laufsteg zu besichtigen? Wenn der Funken des Staunens überschlägt, beginnt das Vergnügen.
Auf einen Stadtplan kann man getrost verzichten. Die Altstadt Roms ist nicht allzu groß, und wenn man sich trotzdem verirrt, so hat dies auch seine positiven Seiten, weil sich stets neue, überraschende Kulissen auftun. Rom ist eine Bühne mit vielen Szenen. Irgendwo hinter der Piazza San Silvestro (wenn man vor der Hauptpost steht, nach links gehen) liegt die ruhige Piazza del Parlamento. Wie das Wort besagt, befindet sich hier der Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer, aber – nicht unbedingt logisch – nur ihr “Hintereingang”.
Biegt man rechts in die Via Campo Marzio, mündet die Straße bald in die spektakuläre Piazza S. Lorenzo in Lucina. Hier kann man gleich zwischen drei exquisiten Cafés auswählen – oder alle drei ausprobieren. Und natürlich darf man nicht die Basilika von S. Lorenzo in Lucina vergessen, die ein Beispiel für den historischen „Blätterteig“ am Tiber ist: Im Untergrund die Sonnenuhr von Kaiser Augustus, dann ein frühchristliches Taufbecken, darüber eine Skulptur des Bildhauergenies Bernini und ein Altarbild von Guido Reni. Hier hatte sich Goethe (zunächst unter falschem Namen) angemeldet, als er in der Ewigen Stadt sein Quartier aufschlug.
Der kurze Spaziergang ist eine Art Einführungstest. Hat man sich dabei wohl gefühlt, ist man auf dem besten Weg, Rom zu kennen und (mit etwas Geduld) lieben zu lernen. Das „Haupt der Welt“, wie die Stadt in der Antike hieß, besitzt Größe und zugleich Schlichtheit. Die Kunstschätze am Wege sind immens, aber auch alltägliches Zubehör. Man spricht kaum darüber.
Das Leben pulsiert im Zentrum nach wie vor, auch wenn die echten Rom-Bewohner nunmehr die Angestellten sind, die hier arbeiten und zu Mittag essen. Jede Bar quillt zwischen zwölf und zwei aus den Nähten. Es kann interessant sein, sich zu ihnen zu setzen (falls man Platz findet), um einen Teller Pasta oder ein klassisches Tramezzino zu verzehren. Zwischen der Piazza San Silvestro und der Via del Corso durchquert eine „Galleria“ einen Gründerzeit-Palazzo. Im Innenhof liegt eine Bar, wo die Baristi immer guter Laune sind. Sie reden fast ausschließlich über Fußball, aber das Essen ist für eine Pause gut.
Die Alternative zur Bar ist die Pizza al taglio oder die nach Gewicht verkaufte Pizza am Stück. In der Via della Mercede (rechts vom Postgebäude) befindet sich eine Pizzeria al taglio, die von Kalabresen betrieben wird. Wer es gerne scharf mag, kann hier die Pizza mit der pikanten ‘nduja-Wurst ausprobieren. Anschließend sollte man den „Brand“ in der Kehle aber nicht an einem der vielen römischen Brunnen löschen, sondern besser eine nette Osteria aufsuchen.
Spanische Treppe |
Trevi-Brunnen |
In der Altstadt Roms kann man auch wagen, was wegen des dichten Verkehrs sonst zu gefährlich sein könnte: Radfahren. Wieder auf der Piazza San Silvestro blickt man auf einen kuriosen Bike-Parkplatz. Die Fahrräder „hängen“ an einer Stange, von der man sie nur mit einer Magnetkarte lösen kann. Die Idee ist einfach: Man zahlt 30 € Kaution und kann gratis eine halbe Stunde lang durch die Stadt radeln. Bis zum nächsten Räder-Parkplatz etwa. Falls man den „Drahtesel“ länger behält, kostet die nächste halbe Stunde 1 €. Ideal um sich schnell und sportlich in der Altstadt – es gibt neunzehn Parkplätze – zu bewegen.
Vom Post-Standpunkt aus erreicht man leicht die Modezone mit ihren Shops und Boutiquen: Sie fängt direkt hinter der Piazza San Silvestro an und zieht sich bis zur Piazza del Popolo. Das “Netz” der kleinen und feinen Gassen weitet sich in der Via Condotti, einer der teuersten Straßen der Welt. Doch den eleganten Schaufenstern machen die Piazza di Spagna und die Via del Corso mit billigeren Jeans- und Klamottenläden Konkurrenz. Rom’s „Bauch“ teilt sich so auf zwischen Antiquitäten, Kirchen und Mode. Wenn man die Textilien-Branche zur Genüge genossen hat, bietet die Altstadt mit ihren barocken Kirchen und Gold-Altären Oasen der Stille und Meditation. Sankt Peter ist leicht zu Fuß erreichbar. Der Spaziergang führt am Tiber entlang und an der Engelsburg vorbei. Zum Kolosseum muss man die Busfahrer fragen. “Ottantacinque” (fünfundachtzig) werden sie mit viel Gesten antworten. Der Bus startet an der Piazza San Silvestro.
Info:
www.roma-n-bike.com
24.11.2008