Viterbo (TidPress) – Eine soziale Entwicklung im Tourismusgeschäft bedeutet heutzutage Zugang zu Urlaubsreisen für Menschen mit geringem Einkommen, Familien, Jugendliche, Senioren und Behinderte. Dazu müssen immer mehr Alternativen zu den sonst üblichen Gruppen- und Individualreisen geboten werden.
Zu diesem Thema findet in Italien nunmehr seit neun Jahren eine Börse des sozialen und assoziierten Tourismus statt, die dieses Jahr erstmals in Viterbo, einer Kleinstadt ca.80 km nördlich von Rom, abgehalten wurde. Die Veranstaltung, unter der Schirmherrschaft der Handelskammer von Viterbo und der nationalen Tourismuszentrale Enit, sah unter anderem einen dreitägigen Workshop vor, an dem italienische, deutsche und polnische Aussteller teilnahmen. Käufer und interessierte Besucher kamen hauptsächlich von Sport- Kultur- und anderen Freizeitvereinen, wie auch von kirchlichen, sozialen und Jugendorganisationen. Auch Vertreter von Schulen und anderen Bildungsstätten waren anwesend.
Angebot und Nachfrage waren im Vergleich zu vorigen Jahren deutlich gestiegen, vor allem dank eines wachsenden Interesses für Reisen außerhalb der Hauptsaison, was hierzulande eine absolute Trendwende bedeutet.
 Viterbo: Aussenfassade des Palazzo Comunale  |
 Konferenz im Palazzo Comunale  |
Im Laufe einer Tagung im historischen Palazzo Comunale in Viterbos Altstadt, deren Leitthema „Sozialer Tourismus in Italien, Pflichten und Möglichkeiten“ war, wurde eine Bilanz des vergangenen Jahres gezogen, die insgesamt positiv ausfiel.
Der soziale Tourismus stellt in einem Moment, in dem die gesamte Branche eher negative Zahlen aufweist, einen Aufschwung des Fremdenverkehrs dar und kompensiert somit einige Verluste.
2008 wurde in Italien mit 1,4 Millionen Buchungen ein Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielt. Somit ist der einstige Nischenmarkt auch hier eine gefragte Alternative zum ausgetretenen und für viele unerschwinglichen Massentourismus geworden und hat eine gebührende Beachtung verdient.
Vor allem Jugendliche und ältere Leute wenden sich an verschiedene Vereine und Organisationen, um die Schönheiten des Bel Paese zu erkunden, während die Mitglieder der sogenannten Cral, der betriebsinternen Freizeitvereine für Angestellte, in der Mehrzahl Reiseziele im Ausland bevorzugen.
Das ausgewogene Preis-Leistungs-Verhältnis ist wohl ausschlaggebend für diesen Zuwachs. Doch auch neue Aspekte bei der Urlaubsplanung in Zeiten der Globalisierung, wie Umweltbewusstsein, Solidarität, Kulturaustausch oder einfach nur das Wohlbefinden für Körper und Seele, spielen eine wichtige Rolle.
Hierfür gibt es inzwischen eine breite Palette an Angeboten: vom klassischen Bade- und Skiurlaub über ländlichen, önogastronomischen und kulturellen Tourismus, bis zum etwas anspruchsvolleren Wellness-Urlaub oder gar Kreuzfahrten.
In Italien sind im Moment etwa 6500 an Feriendörfern, Jugendherbergen, Campingplätzen und Hotels (davon meist der 4-Sterne Kategorie) für diese Art von Urlaub verfügbar, hauptsächlich in Mittel- und Süditalien.
Die italienische Regierung hat kürzlich bekanntgegeben, dieses Jahr fünf Millionen Euro in Form von Urlaubsgutscheinen für Familien mit geringem Einkommen bereitstellen zu wollen.
Eine Art Solidaritätszuschuss, der bereits 2001 zur Rechtsverordnung beschlossen, doch leider erst acht Jahre später verwirklicht worden ist.
Andere europäische Länder, wie Spanien, Frankreich, Deutschland und sogar die Schweiz, sehen den sozialen Tourismus schon seit geraumer Zeit nicht nur als Verpflichtung gegenüber bedürftigeren Bürgern, sondern als Gelegenheit, den lokalen Fremdenverkehr und somit die Wirtschaft anzukurbeln.
Auch das EU-Parlament hat letztendlich erkannt, wie wichtig diese Branche für die Konjunktur aller Mitgliedsstaaten ist und Zuschüsse für die Unterstützung eines für alle zugänglichen Tourismus angekündigt.
Der Weltkongress über Sozialen Tourismus (BITS), der zweimal jährlich stattfindet, soll das nächste Mal in Viterbo veranstaltet werden, so dass diese Stadt und Italien überhaupt sich nun ebenfalls aktiv für diese Art von Tourismus einzusetzen scheinen.
Info
www.vt.camcom.it
www.enit.it
www.bits-int.org
18.03.2009