(Foto:R.Gianfelici)
(Foto:R.Gianfelici)
Stresa (Terra Italia) – Die ersten Novembertage sind möglicherweise nicht der ideale Zeitpunkt, um die Ufer des Lago Maggiore und die Isole Borromee zu besuchen. Es herrscht dichter, feiner Regen, und Nebel liegt auf dem Wasserspiegel. Dunst verbirgt die Berggipfel, alles ist mit herbstlichem Grau bedeckt. Was stärker hervortritt, sind jedoch die zwischen dem Ende des 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert erbauten Hotels von Stresa, beispielsweise das „Hotel Regina“, wo die italienische Königin Margherita vor hundert Jahren ihren Urlaub verbrachte; oder das „Grand Hotel des Iles Borromees“, wo Ernest Hemingway einige Monate wohnte und dort “Farewell to Arms“ schrieb.
Ein wichtiger Grund zu einem Besuch außerhalb der Saison ist das erstmals veranstaltete „Festival Grinzane Cinema“. Der Literaturpreis „Premio Grinzane Cavour“, der sich seit über zwanzig Jahren bemüht, in Italien und weltweit die vielfältigen Aspekte der literarischen Kultur Italiens zu vertiefen, hat im Jahre 2003 eine Veranstaltung ins Leben gerufen, deren Zielsetzung in den beiden Mottos des Festivals festgehalten ist: „Das schriftliche Wort und die Filmleinwand“ und „Wenn die Wörter zu Bildern werden“. In anderen Worten: Es geht um die Erforschung der Verbindungen zwischen Kino und Literatur und um eine Förderung der Beziehungen von Kino und Verlagswesen.
Aus diesem Anlass haben zwei international renommierte Jurys, eine aus der Welt des Films, die andere aus dem literarischen Bereich, die beste italienische Verfilmung eines Buchs und das beste literarische Werk, das auf Zelluloid gebannt wurde, prämiert. Der Gewinner des Filmpreises war der italienischen Regisseur Marco Bellocchio mit „Buongiorno, notte” (2003) nach dem Roman „Il prigioniero“ (2003), den ein ehemaliges Mitglied der Roten Brigaden –der „Kerkermeister“ während der Entführung von Aldo Moro – verfasst hatte. Den anderen Preis erhielt der chilenische Schriftsteller Antonio Skarmeta für seinen Roman „Ardiente Paciencia“, der die Dreharbeiten für den gleichnamigen Film in Chile (1983) und für „Il postino“ (Italien 1994) inspiriert hatte. Skarmeta lebt in Berlin, wohin er 1975 flüchtete, um fortan Regieführung an der Deutschen Akademie für Film und Fernsehen zu unterrichten. Seit dem Jahre 2000 ist er Botschafter seines Landes in Deutschland.
Während der Veranstaltung konnte das Publikum kostenlos an allen zwölf vorgesehenen Vorführungen teilnehmen, ebenso an den Begegnungen und Diskussionen mit Künstlern, Regisseuren und Kritikern.