Terra Italia

Toskanische Maremma: Tausendjährige Abtei ausgegraben, aber der Uhu ist weg

Richard Brütting:

Grosseto (Terra Italia) - Am. 7. Oktober fand die Schlüsselübergabe für die in einer wilden Natur gelegenen Klosterruine San Rabano statt. Diese jahrhundertelang unter einem Schuttberg verborgene "Perle der Toskana" -
so die Worte des Präsidenten der Region Toskana, Claudio Martini - ist nach Ausgrabungs- und Sicherungsarbeiten von fünfzehn Jahren Dauer jetzt wieder zugänglich.

San Rabano liegt verlassen auf der höchsten Erhebung der zerklüfteten Monti dell’Uccelina im regionalen Naturpark der Maremma. Die Anlage gehört zur “Azienda regionale agricola di Alberese” (Regionales Landwirtschaftsgut von Alberese), die von der toskanischen Provinz-Hauptstadt Grosseto aus leicht erreichbar ist. Auf einem Waldweg
kann man von Alberese aus zu Fuß nach San Rabano zu wandern (etwa 5 km).
Möglich ist auch der Aufstieg zu Pferd. Hierzu wende man sich an die Pferdeschule “Associazione Il Rialto” in Alberese, Tel. 0039-0564-407102.
Wem die Tour zu beschwerlich ist, kann sich mit einem Geländewagen zur Klosterruine fahren lassen. Fast unvermeidlich sind dabei Begegnungen mit Damhirschen, die in großer Zahl in den Wäldern der Monti dell’Uccellina
leben – vielleicht aber auch mit einem Wildschwein.
Die von einem Steineichen-Wald umgebene Kloster-Anlage war um das Jahr 1000 von Benediktiner-Mönchen gegründet worden. Im Laufe der Zeit wurden Abtei und Pilgerstätte zu einer Festung mit imposanten Türmen ausgebaut, die zu einem Beobachtungsnetz längs der Küste gehörte, um den Zugang zur
Ebene und zum Mittelmeer zu kontrollieren. Infolge des Niedergangs des Benediktiner-Ordens ging die Anlage zu Beginn des 14. Jahrhunderts an Kreuzritter, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Besitzer blieben. 1438 ließ der Staat Siena die Gebäude zum großen Teil schleifen, da sie als Schlupfloch für Rebellen und Banditen galten. Sichtbar blieben nur Mauerreste und zwei vom Einsturz gefährdete Türme. Mittelweile sind die gesamten Grundmauern der Anlage ausgegraben. Die Restaurierung der Abtei, zu der nach alter Tradition am Ostermontag gepilgert wird, kostete insgesamt mehr als 1,8 Mio. DM.
Nun endlich zum bereits erwähnten Uhu: Dieses prachtvolle Tier nistete bis vor kurzem in einer Maueröffnung des Glockenturms der Abtei und erfüllte eine wertvolle denkmalschützerische Funktion. Er hielt nämlich die Tauben
von der Klosterruine fern. Natur- und Denkmalschutz standen in diesem Fall nicht im Widerspruch zueinander, sondern unterstützten sich gegenseitig.
Im Laufe der Restaurierung wurde diese Maueröffnung jedoch geschlossen und der Uhu seiner Behausung beraubt – mit der Konsequenz, dass nun Tauben vom Glockenturm Besitz ergriffen. Da sie diesen stark verunreinigen, wird
jetzt nach einer Möglichkeit gesucht, erneut Raubvögel anzusiedeln, um der Taubenplage Herr zu werden.

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