Virginio Ferrari, “Maximum II”, 2003.
Verona, Piazza Arsenale
(Foto: Maurizio Brenzoni)
Verona (Terra Italia) – Bis Ende September kann der neugierige Tourist neben den typischen Sehenswürdigkeiten von Verona elf merkwürdige Gebilde an wichtigen Stellen der Stadt bewundern. Aber was sollen diese auffälligen Figuren? Sie sind Teil einer Retrospektive, welche die künstlerische Entwicklung Virginio Ferraris (geb. 1937) erzählt. Der Bildhauer ist seit 2000 in seine Geburtsstadt zurückgekehrt, nachdem er jahrelang in den USA gelebt hatte. Das Ziel seiner Installationen besteht darin, die urbanen Räume durch Kunstwerke zu beleben und dadurch allen Einwohnern die Möglichkeit geben, sich die Kunst anzueignen. Seine Werke sind nicht nur im Zentrum, sondern auch in den Vororten zu sehen, was Ferraris tiefe Beziehung zu seiner Kindheit ausdrückt. Die Verbindung mit seiner Heimatstadt hat der Bildhauer immer mit besonderer Intensität durch ein Material ausgedrückt, das er für die Realisierung seiner Skulpturen gebraucht hat: den Stahl. Es ist sicher auch für einen Ausländer interessant zu wissen, dass Verona nicht nur durch “Romeo und Julia” und seine “Arena” bekannt ist, sondern auch durch seine Stahlgießereien.
Die Sammlung hat ihren Sitz u.a. im Palazzo Forti, wo eine Auswahl der Skulpturen des Künstlers in eleganten Sälen ausgestellt ist. Die chronologische Schau erlaubt einem Besucher, die Stufen in Ferraris Plastik kennen zu lernen: von seinen “unheimlichen” Bronzewerken der 60-er Jahre (zum Beispiel, “Wrack” [1963] oder “Menschliche Verwandlung” [1965]) zu den reinen, leuchtenden Gestalten aus Bronze und Stahl der 70-er Jahre (s. die schönen Bildwerke “Die Sonne küsst die Welle” [1970], “Moment” [1978] und “Fallender Würfel” [1979]) und zu den Sinnbildern zwischenmenschlicher Beziehungen in den letzten zwanzig Jahren (bedeutend sind “Abendsschatten” [2001] und “Eight meeting elements / Acht Elemente beim Rendez-vous” [2002]).
Der Zauber solcher zeitgenössischen, uns Laien oft unverständlichen Werke liegt in ihren Formen und Strukturen, die Ferrari mit bewunderungswürdigem Talent aus der kalten Bronze und aus Stahl zu spannenden Darstellungen formt. Auch wenn man genau hinschaut, wird man keine Schweißnähte sehen können – so, als würden diese Kunstwesen geradewegs in der Natur existieren. Deswegen scheinen sie zu schade für eine Existenz innerhalb der Räume eines Museums zu sein: Am besten sollten sie in dem städtischen Ambiente leben, für das sie geschaffen wurden.
Info: VIRGINIO FERRARI – OMBRE DELLA SERA 1959 – 2003 (Verona, Palazzo Forti; 18. April – 20. Juli 2003); www.palazzoforti.it. Öffnungszeiten: dienstags-sonntags 9.30-19.30 Uhr, montags geschlossen. Eintritt: 5,00 Euro; ermäßigt 4,00 Euro; Schulen 3,00 Euro.