Terra Italia

Weihnachten in Umbrien

Paolo Gianfelici

Die Darstellungen der Geburt Christi leben an den Stätten, wo der hl. Franzikus die erste Krippe baute, wieder auf. – Die Benediktiner-Abtei von San Pietro in Valle ist eine deutsche Insel im Herzen Italiens.



Die Abtei von San Pietro in Valle

Ferentillo (Terra Italia) – Ich bin am Spätnachmittag von Rom abgereist, wo es infolge des Scirocco noch warm war, und befinde mich nun in wenig mehr als 100 km Entfernung in Umbrien. Es ist unglaublich: eine winterliche Landschaft, Bergwälder unter der Last des Schnees und weiße, weiche Teppiche auf den Wiesen. Es irrt, wer sagt, man müsse nach Südtirol fahren, um ein authentisches Weihnachtsfest verbringen zu können. Abgesehen von einem strengen Klima, das zu den winterlichen Festen passt, sind hier in der Valnerina (Provinz Terni) (www.provincia.terni.it/turismo) künstlerische Krippen aufgebaut. Zudem werden lebende Krippen dargestellt, und für Weihnachten schmückt man Waldwege, so jenen, der von Ferentillo nach Nicciano führt.

Überhaupt gibt es in diesen Orten eine tief empfundene Krippen-Tradition. In Greccio nordwestlich von Rieti feierte San Francesco das Weihnachten des Jahres 1223 (www.telpress.it/greccio/lastoria.htm): Im Scheine Hunderter Fackeln, die eine große Menge von Gläubigen mitgebracht hatte, zelebrierte er die Messe im Wald mit einem Esel, einem Ochsen und einer Futterraufe.

Jedes Jahr wird in Arrone in der Valnerina am 25. und 26. Dezember sowie am 1. und 6. Januar eine lebendige Krippe mit Dutzenden von Darstellern aufgeführt, die längs der Gassen des Schlosses die heilige Darstellung verlebendigen. Wer die Tiefe liebt, kann in Cesi in eine Höhle hinabsteigen, um in der Grotta Eolia die vom Höhlenforscher-Verein „Terre Arnolfe“ aufgebaute Krippe zu bewundern. In Amelia dagegen kann man zwei traditionelle Krippen im Kloster SS. Annunziata und in der Kathedrale besuchen. In Richtung Terni genießt man das Schauspiel des vom riesigen Kometen von Miranda illuminierten Tals. Der Stern leuchtet vom 8. Dezember bis 6. Januar.

Der Valnerina-Flusspark bietet eine der faszinierendsten Landschaften Umbriens. Die Nera fließt schnell zwischen tiefen Schluchten, die von bewaldeten Bergen beherrscht werden, an deren Abhänge sich kleinen mittelalterliche Dörfer schmiegen. Auf dem Grund eines abseits gelegenen Tals in drei km Entfernung von Ferentillo erhebt sich San Pietro in Valle (www.sanpietroinvalle.com ), die einzige Abtei der Provinz Terni, die als Hotel eingerichtet ist (in ganz Umbrien gibt es nur zwei derartige Abteien, die andere liegt bei Spoleto auf dem Monte Luco). Es ist ein außergewöhnliches Hotel: diskret, einfach und gleichzeitig voller Faszination.

Das Benediktiner-Kloster und die Kirche wurden um das Jahr 1000 von Kaiser Otto III. von Sachsen und vom hl. Kaiser Heinrich II. errichtet. Der Grundriss der Kirche hat eine Kreuzform, wie der von Sankt Michael in Hildesheim und vieler anderer deutscher Kirchen jener Periode. Der ganze Komplex ist kürzlich so restauriert worden, wie es hier in Umbrien Usus ist: Man sichert die Bauwerke, jedoch ohne die Erosion der vergangenen Zeiten zu tilgen. Von den Fenstern der Zimmer aus, alle mit Bad und kleinem Salon, kann man das winzige mittelalterliche Dorf Umbriano sehen, das heute unbewohnt ist und nur auf einem Saumpfad erreicht werden kann. Die Abtei San Pietro in Valle bleibt während der Neujahrswoche vom 29.12. bis 2.1. geöffnet. Während der Saison ist sie vom 20.3. bis 31.10. geöffnet.

Noch ein Hinweis auf die Küche: In Ferentillo sollte man das Restaurant Piermarini besuchen, dessen Besitzer und Küchenchef in der Lage ist, Gerichte voller Aroma und Geschmack nach umbrischer Tradition, aber in einer „soften“ Version zuzubereiten. Mir haben folgende Speisen besonders geschmeckt: der „Cocorè“ (ein gewöhnliches weich gekochtes Ei mit einer Soße von schwarzen Trüffeln), Tagliatelle aus Zweikorn (farro) mit Kaninchen-Ragout, gefülltes Berglamm, Schweinefilet mit Rosmarin, gemischter Salat mit Feldkräutern, knusprige Hörnchen, gefüllt mit einer Ricotta-Creme mit Mandelgeschmack.


Die Abtei
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